2014-10-07 14:47:11

Mehr Interesse an menschenwürdiger Arbeit


RealAudioMP3 „Die katholische Kirche unternimmt schon einiges“: Das sagt Hildegard Hagemann von Justitia et Pax über den Einsatz der Kirche für menschenwürdige Arbeit. Als Referentin für Entwicklungspolitik ist ihr der „Welttag für menschenwürdige Arbeit“ ein persönliches Anliegen. Der Tag wird jährlich am 7. Oktober begangen. Gewerkschaften treten weltweit für die Schaffung menschwürdiger Arbeitsbedingungen ein, insbesondere für das Verbot von Kinderarbeit, die Gleichstellung von Frauen, den Arbeitsschutz von Beschäftigten und eine angemessene soziale Sicherung. Hagemann sieht im Interview mit Radio Vatikan in diesem Tag eine große Chance, um ein größeres Bewusstsein für faire Arbeitsbedingungen zu schaffen:

„Ich wünsche mir, dass regelmäßig zu diesem Tag auch mehr Organisationen, mehr zivilgesellschaftliche Einrichtunge,n sich der Frage öffnen: Was bedeutet für uns menschenwürdige Arbeit, was bedeutet das für uns in unserem Wirtschafts und Sozialleben? Ich sehe auch tatsächlich eine positive Entwicklung, dass Aufmerksamkeit gesellschaftlich auf die Arbeitsverhältnisse, auf die Umstände, in denen Menschen arbeiten müssen, gelenkt wird – und nicht nur darauf, wie man schnell Profite und Wachstum generiert.“

Seit hundert Jahren gibt es in der katholischen Kirche Bewegungen, die für den Schutz der Arbeitenden eintreten. Dazu gehören unter anderem die katholische Arbeitnehmerbewegung, Kolping, die Frauengemeinschaft und die katholische Jugendbewegung. Auf internationaler Ebene hat ein Zusammenschluss dieser Verbände einen beratenden Status bei den Vereinten Nationen. Aktuell unterstützen sie die Internationale Arbeitsorganisation ILO bei der Erarbeitung von neuen Nachhaltigkeits- und Entwicklungszielen, mit dem Ziel, dass menschenwürdige Arbeit in der Agenda einen hohen Stellenwert erfährt.

„Hier sieht man, dass sich die Bewegungen und die Verbände in der katholischen Kirche weltweit auf die christliche Soziallehre beziehen, auf die katholische Soziallehre, wo die menschliche Arbeit einen großen Stellenwert einnimmt und entsprechend auch der Schutz der menschlichen Arbeit, die Würde der menschlichen Arbeit in den Vordergrund gestellt wird. Ganz praktisch tut die Kirche sehr viel in Zusammenarbeit auf lokaler Ebene, regionaler Ebene, mit Gewerkschaften, um Anlaufpunkte für Wanderarbeiter zu schaffen, um faire Arbeitsbedingungen einzufordern, um vor allem Arbeiter wie Hausangestellte oder wie Baustellenarbeiter, wie Arbeiter in der Fleischverarbeitung zu schützen und deren Forderungen in die Politik und in die Gesellschaft zu tragen.“

Die Rolle der Kirche versteht Hagemann in der Aufklärungsarbeit, damit das Konzept und die Idee menschenwürdiger Arbeit bewusster wird. Damit meint sie nicht nur die Arbeit in der Politik, sondern vor allem die pastorale Arbeit direkt in den Gemeinden.

„Hier ist es an der Kirche, Anlaufpunkte zu schaffen, aber auch eine Bewusstseinsbildung zu machen für die einheimischen Gemeindemitglieder, was es zum Beispiel bedeutet, Migranten in ihren Haushalten einzustellen, was es bedeutet, ein bewusster und ethisch orientierter Arbeitgeber zu sein. Hier sind noch Aufgaben in der pastoralen Arbeit, da könnten wir noch mehr tun!“

Im Bereich Arbeit gibt es eine Vielzahl von Herausforderungen: Probleme wie Arbeitslosigkeit in Europa, die Problematik der Jugendbeschäftigung und Kinderarbeit in südlichen Ländern. Für die Arbeitssituation in Deutschland sei es eine große Herausforderung, dass viele Menschen in sogenannten informellen Verhältnissen arbeiten – unregistriert, ungeschützt und ohne soziale Sicherung.

„Dort haben wir auch eine große Herausforderung, nämlich die Anerkennung informeller Arbeitender als Arbeitende, und ihnen Zugang zu verschaffen zu Arbeitsrechten und sozialer Sicherung. In diesem Zusammenhang gibt es eine ganz prekäre Gruppe, nämlich die Wanderarbeiter. Dies ist auch in Europa zu sehen, weil Migration als Versuch angesehen wird, aus Armut und Perspektivlosigkeit zu entkommen. Das betrifft die Situation innerhalb der Europäischen Gemeinschaft genauso wie die internationale Gemeinschaft, wo Migration und Wanderarbeit eben auch zunehmen.“

(rv 07.10.2014 wb)








All the contents on this site are copyrighted ©.