Die Bemühungen um eine „religiöse Wiedervereinigung“ der seit vierzig Jahren geteilten
Inselrepublik gehen weiter: So besuchte der höchste islamische Würdenträger der „Türkischen
Republik Nordzypern“, Großmufti Talip Atalay, Moscheen, Derwischklöster und Muslimfriedhöfe
im griechisch geführten Süden der Insel. Bei dieser „Reise der Versöhnung, Koexistenz
und des Gebets“ begleitete ihn der griechisch-orthodoxe Erzbischof Chrysostomos II.
Dimitriou. Im Südwesten Zyperns besichtigten sie gemeinsam die islamischen Heiligtümer
im Raum von Paphos und Chrysochous. Großmufti Atalay hielt dort Gottesdienste für
die etwa hundert Zyperntürken, die dort 1974/75 beim „Bevölkerungsaustausch“ zurückgeblieben
sind.
Erzbischof Chrysostomos richtete einen Appell an die heute im türkischen
Nordzypern lebenden Muslime aus dem Süden, die alte Heimat wieder zu besuchen. Atalay
lobte den guten Zustand der verwaisten islamischen Gotteshäuser in Südzypern. Der
Erzbischof bat ihn, bei den zyperntürkischen Behörden darauf hinzuwirken, dass auch
die verlassenen christlichen Kirchen und Klöster im Norden eine entsprechende Pflege
erhalten. Das ist bisher nur zum Teil der Fall.
Immerhin wird am 8. Oktober
die Restaurierung des Andreas-Klosters an Zyperns Nordostspitze beginnen. Dafür hat
die zyperntürkische Verwaltung fünf Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das orthodoxe
Kloster steht am Ort eines katholischen Wallfahrtsortes aus dem 16. Jahrhundert, als
Zypern venezianisch war. Davon ist eine Kapelle in gotischem Stil erhalten. Die Klosterquelle
wird auch von Muslimen als wundertätig verehrt.
(kap 30.09.2014 mg)
Unser
Foto vom Mai 2014 zeigt Atalay (Mitte) mit Chrysostomos II. (l.) und dem maronitischen
Erzbischof Joseph Soueif (r.).