Amnesty International kritisiert die aus seiner Sicht beschämende Untätigkeit der
Europäischen Union in der Flüchtlingsfrage. Europa dürfe die Tragödie, die vor der
Haustür passiere, nicht einfach ignorieren, so ein neuer Bericht des Hilfswerks. Die
EU trage durch ihr Nichtstun maßgeblich zum Anstieg der Todesfälle von Flüchtlingen
im Mittelmeer bei. Der am Dienstag veröffentlichte Bericht deckt eine Reihe von strukturellen
Schwächen im System der Such- und Rettungsmaßnahmen im zentralen Mittelmeer auf. Es
müsse in Europa mehr legale und sichere Routen für vor Krieg und Verfolgung fliehende
Menschen geben. Dies könne durch Wiederansiedlung, humanitäre Hilfsprogramme, Erleichterung
der Familienzusammenführung sowie eine Überarbeitung der sogenannten Dublin-Vorschriften
und bei der Handhabung von Asylanträgen geschehen. Darüber hinaus kritisiert Amnesty
die schlechte Koordination zwischen den Mittelmeer-Anrainern. Statt über ihre jeweiligen
Pflichten bei der Seenotrettung zu debattieren, sollten sie besser gemeinsam für die
Rettung von Menschenleben kämpfen. Positiv hebt der Bericht Programme wie das bisherige
italienische Mare Nostrum hervor. Auch das geplante Projekt Frontex sei ein positiver
Schritt.