Papst Franziskus hat
die Vernachlässigung alter Menschen als „heimliche Euthanasie“ kritisiert. Oft vegetierten
Betagte von den Mitmenschen vergessen vor sich hin, beklagte er am Sonntag vor rund
40.000 Senioren auf dem Petersplatz. „Eine Nation, die ihre Großeltern nicht gut behandelt,
hat keine Zukunft“, sagte Franziskus. Altenheime seien an sich eine gute Einrichtung,
vor allem wenn keine Familie mehr da sei, die sich um Alte kümmern könne:
„Wenn
die Altenheime denn wirklich ein Zuhause sind, und nicht ein Gefängnis. Und wenn sie
wirklich den Interessen der Alten dienen und nicht von irgendjemand sonst! Heime,
in denen die Alten vergessen und gleichsam versteckt und vernachlässigt werden, darf
es nicht geben.
Franziskus lobte diejenigen, die alte Menschen besuchen
oder in der Pflege tätig sind.
„Die Altenheime müssten „Lungen“ der Menschlichkeit
sein in einem Land, in einem Viertel, in einer Pfarrei: sie müssten „Heiligtümer“
der Menschlichkeit sein, wo die Alten und Schwachen gepflegt und umsorgt werden wie
ein großer Bruder oder eine ältere Schwester. Es tut so gut, einen alten Menschen
zu besuchen! Schaut euch unsere Jugendlichen an: Manchmal erleben wir sie traurig;
sie besuchen einen alten Menschen, und werden wieder freudig!“
Mit harschen
Worten kritisierte er die herrschende Wegwerfmentalität.
„Wie oft werden
alte Menschen ihrem Schicksal überlassen, was wahrlich einer heimlichen Euthanasie
gleich kommt! Das ist das Ergebnis jener Wegwerfmentalität, die unserer Welt so sehr
schadet. Es werden Kinder weggeworfen, arbeitslose Jugendliche, und eben auch alte
Menschen mit dem Vorwand, die Ökonomie „im Gleichgewicht“ zu halten, in der es nicht
um den Menschen geht, sondern um das Geld. Wir sind alle dazu aufgerufen, dieser giftigen
Kultur des Wegwerfens Widerstand entgegenzusetzen.“
Alte Menschen hätten
nicht nur die Aufgabe, Lebenserfahrung und Familiengeschichte weiterzugeben, sondern
auch das „wertvollste Erbe“, den Glauben, führte der Papst in seiner Ansprache weiter
aus. In Albanien etwa seien es oft die Großeltern gewesen, die ihre Enkel heimlich
getauft hätten. So hätten sie in Zeiten der Verfolgung den Glauben in dem Land bewahrt.