Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper nennt die „Linie des Papstes“ im Kampf gegen
kirchliche Missbrauchsfälle „klar“: „Man kann auch nicht vor einem Bischof haltmachen“,
so der frühere Ökumeneverantwortliche des Papstes im Gespräch mit der italienischen
Tageszeitung „Corriere della Sera“. Kasper äußerte sich zum Hausarrest des früheren
Päpstlichen Nuntius Jozef Wesolowski; dem bereits aus dem Priesterstand ausgestoßenen
Vatikandiplomaten soll im Vatikan ein Prozess wegen schwerwiegenden sexuellen Missbrauchs
von Kindern gemacht werden. „Der Arrest passt zu der Richtung, die wir schon kennen“,
erläuterte Kardinal Kasper und sprach von einem „Paradigmenwechsel“. Der Kardinal
wörtlich: „Es gab mal eine Zeit, in der Priester gedeckt wurden; jetzt sieht man die
Dinge von der Perspektive der Opfer her. Das müssen wir so halten – das ist ein Wandel
der Kirche.“
Kasper spricht von einer „Reinigung und Erneuerung“, die die Kirche
nötig habe. „Wir müssen konsequent sein, wir brauchen Klarheit.“ Man dürfe nicht mehr,
wie früher einmal, vor allem darauf bedacht sein, „das Image der Kirche zu schützen“.
Die Kirche schütze sich aber nur, wenn sie den „Blickwinkel der Opfer“ einnehme. Dem
polnischen Ex-Nuntius wünscht Kasper „eine Zeit des Nachdenkens über das, was er getan
hat“, und eine „Umkehr“. Und er fügt hinzu: „Gleiches Recht für alle – warum sollte
das nicht für einen Bischof gelten?“