Im Südsudan bahnt
sich derzeit eine humanitäre Katastrophe enormen Ausmaßes an: Fast vier der insgesamt
11 Millionen Einwohner des Landes sind jetzt schon auf akute Nahrungsmittelhilfe angewiesen
– und die Lage wird immer dramatischer. Das sagte die Caritas-Helferin Michaela Sieger
in einem Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur Kathpress. Die Südsudan-Expertin
bereist diese Woche Flüchtlingslager in dem Land, für das die UNO vor der „schlimmsten
Hungerkatastrophe in Afrika seit den 1980er-Jahren“ gewarnt hat. Doch Sieger sagt:
"Die
Katastrophe ist bereits eingetroffen! Denn eigentlich sollte jetzt die Erntezeit beginnen
– nur dass es gar keine Ernte gibt. Einerseits aufgrund des Konflikts, weil die Menschen
aus ihren Heimatdörfern vertrieben wurden, und andererseits auch wegen der vielen
Überschwemmungen, die es während der Regenzeit gegeben hat.“ Naturunbill trifft
im ärmsten Land des Globus auf menschengemachtes Desaster. Wegen des Bürgerkriegs
sind derzeit 1,5 Millionen Menschen im Südsudan auf der Flucht. Laut UNICEF sind schon
jetzt eine Million Kinder im Südsudan unter fünf Jahren auf eine Behandlung gegen
akute Unterernährung angewiesen, 50.000 von ihnen könnten bis Jahresende an Hunger
sterben. „Die Kinder waten barfuß durch die Wasserlachen“
„Die Menschen brauchen dringend Nahrungshilfe in großem Maßstab, um die nächsten Wochen
zu überleben. Sie können aber im Dezember wieder ernten – im Dezember ist die nächste
Erntezeit. Das heißt, wenn sie so schnell wie möglich auch Saatgut bekommen, dann
können sie im Dezember auch wieder selbst ernten. Es geht jetzt also darum, dass sie
die kommenden zwei bis drei Monate überleben können.“ Nicht in allen Regionen
des Landes ist Nahrungsmittelhilfe derzeit möglich, erklärt die Caritas-Helferin.
„Durch die seit Dezember aufgeflammten Kämpfe ist ein Großteil der Infrastruktur,
die zwischen 2005 und 2012 aufgebaut worden ist, wieder zerstört worden, zudem hat
der Regen viele Straßen unpassierbar gemacht.“ Damit Hilfe wieder in die derzeit von
der Außenwelt abgeschnittenen Konfliktregionen im Norden und Nordosten gelangen kann,
hoffe man auf die Mitwirkung der diese Regionen kontrollierenden Rebellen. Die Zustände
in einem Flüchtlingscamp, in dem sie die letzten Tage verbracht hat, schildert die
Caritas-Expertin als bedrückend. „Aufgrund der Regenzeit schwemmt Wasser in
die Zelte hinein, und die Kinder waten barfuß durch die Lachen. Natürlich ist das
ein Nährboden für allerlei Krankheiten… Allerdings haben wir eine Impfaktion gestartet,
es gibt also in diesem Gebiet im Moment keine Cholera-Fälle. Andererseits sind andere
Regionen und auch die Hauptstadt Juba durchaus schon von Cholera betroffen!“ (kap
18.09.2014 sk)