2014-09-17 10:38:52

Großbritannien: Schottland-Referendum als Demokratie-Lackmustest


RealAudioMP3 Mehr als vier Millionen schottische Bürger dürfen am Donnerstag über die Unabhängigkeit Schottlands von Großbritannien abstimmen. Laut Schätzungen vom späten Dienstagabend liegen die Gegner der Unabhängigkeit derzeit knapp vor den Befürwortern. Katholiken sind in beiden Lagern zu finden. Radio Vatikan hat mit dem schottischen Bischof John Keenan von Paisley über die Stimmung wenige Stunden vor der historischen Abstimmung gesprochen.

„Im Land herrscht eine hochnervöse Spannung. 90 Prozent der Bevölkerung haben sich für das Referendum registriert und alle sind sehr nervös. Was immer auch passieren wird, so eine Situation hat Schottland noch nie gesehen.“

Befürworter und Gegner der Unabhängigkeit sind laut Beobachtern in denselben politischen Lagern, religiösen Gruppen und sogar Familien zu finden. Bischof Keenan sieht dies positiv: Beim Referendum vom 18. September sei jeder Bürger dazu aufgerufen, eine Position zu finden - es sei in gewisser Weise ein Lackmustest für die Demokratie, was freilich auch mit Risiken verbunden sei.

„In einem bestimmten Sinn ist es positiv, dass das Land sich da aufteilt. Es zeigt, dass die Menschen nachdenken, dass sie nicht einfach beeinflusst werden von ihrer Familie und den Freunden, jeder denkt selber nach. Zugleich gibt es auch eine Unruhe, dass diese Teilung sich zum Negativen wendet – denn wenn jemand eine andere Position hat, heißt es ja nicht, er sei eine ,schlechte’ Person o.ä. Wir wollen garantieren, dass die Meinung eines jeden Bürgers dann auch akzeptiert wird.“

„Dankbar für eine faire und demokratische Debatte in Schottland“

Auch der Erzbischof von Saint Andrews und Edinburgh hatte die politische Debatte im Vorfeld der Wahl gelobt, die alle Bürger einbezogen habe: Überall werde diskutiert und debattiert, „zum ersten Mal seit Generationen“ setzten sich die Schotten ernsthaft mit der Frage auseinander - mit Leidenschaft und ohne Gewalt, lobte Leo Cushley gegenüber Radio Vatikan. Für Bischof Keenan hat die beherzte und faire Debatte gezeigt, dass man in London wie in Edinburgh auf den demokratischen Sinn der Bürger zählen kann:

„Wir können wirklich dankbar sein in Großbritannien, dass wir nicht nur eine relative, finanzielle Sicherheit vorweisen können, sondern auch eine soziale Sicherheit und Stabilität. Es gibt Bürger, die in der Debatte engagiert sind, aber die nie denken würden, dass Meinungsverschiedenheiten Ursache von Gewalt sein können. Darüber sollten wir dankbar sein.“


(rv 17.09.2014 pr)








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