Es geht um die Zukunft
der Kirche in Deutschland: Katholische Bischöfe, Theologen sowie Vertreter von kirchlichen
Verbänden und Einrichtungen setzten in Magdeburg ihren Dialogprozess fort. Das Forum
mit dem Titel „Ich bin eine Mission“, das am Freitag und Samstag stattfand, war das
vierte im Rahmen des sogenannten Dialogprozesses.
Zum Abschluss des vierten
Gesprächsforums der Deutschen Bischofskonferenz hat der Vorsitzende, Kardinal Reinhard
Marx, an diesem Samstag in Magdeburg die rund 300 Teilnehmer aufgerufen, mutig und
ermutigt den Weg der Kirche voranzugehen. „Die Pädagogik Jesu war nicht, zu sagen,
was alles nicht klappt. Jesus hat den Menschen Mut gemacht: Glaube! Der Glaube kann
alles! Deshalb müssen wir an die Ressourcen appellieren, die vorhanden sind, in der
Kraft des Geistes, im Miteinander, eine Mission für die Welt zu sein und so zu evangelisieren“,
sagte Kardinal Marx. Er warb um Vertrauen für den weiteren Weg, den man nur gemeinsam
im Glauben bewältigen könne: „Wir bleiben verbunden und gemeinsam auf dem eingeschlagenen
Weg. Der Gesprächsprozess ist die Suche nach einem neuen Miteinander und das Finden
der Themen, die in der Kirche offen und angstfrei angesprochen werden müssen. Am Ende
des Prozesses im kommenden Jahr muss gut überlegt werden, was der Dialog gebracht
hat. Wir werden uns damit in der Bischofskonferenz befassen“, so Kardinal Marx.
Kein
Beschlussgremium „Das Gesprächsforum ist kein Beschlussgremium, sondern
gibt Orientierung. Ergebnisse, Maßnahmen und konkrete Schritte müssen jetzt überlegt
werden.“ Er fügte hinzu: „Uns haben die bisherigen Gesprächsforen in Mannheim, Hannover,
Stuttgart und jetzt in Magdeburg viele Impulse gegeben. Die Begegnungen helfen uns
Bischöfen sehr, das zu tun, was in den nächsten Jahren auf uns zukommt. Wir stehen
vor einem Paradigmenwechsel in unserer Kirche, den wir nur erahnen können gerade mit
Blick auf eine immer stärker werdende säkulare Gesellschaft.“ Für 2015 gehe es um
eine intensive Vorbereitung, die zum „Doppelpunkt“ werden müsse: „Nach Abschluss des
Gesprächsprozesses geht es weiter im Leben in der Kirche, die eine Vielzahl von Aufgaben
in der Gesellschaft erfüllen will. Wir werden einen verbindlichen Rahmen für die weitere
Arbeit finden, auch in den Themen, die uns alle beschäftigen und manchmal oft auch
bedrängen.“
Seit September 2010 Die Initiative dazu ging im
September 2010 von Erzbischof Robert Zollitsch aus, damals Vorsitzender der Deutschen
Bischofskonferenz. Ziel war, nach dem wenige Monate zuvor bekanntgewordenen Missbrauchsskandal
verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Der neue persönliche Stil wurde viel gelobt.
Bischöfe und Laien diskutierten zusammen an einem Tisch und scheuten nicht vor schwerer
Kost. Der Blick richtete sich auch auf die „Lebensvollzüge“ von Kirche: den Dienst
(Diakonia), die Feier des Gottesdienstes (Liturgia) und das Glaubenszeugnis (Martyria).
Es
handelt sich dabei um einen Langzeitversuch. Enden soll der Prozess erst 2015 - in
Erinnerung an den Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren. Das Konzil
hatte kirchliche Reformen eingeleitet. Und die braucht es nach Ansicht zumindest mancher
der rund 300 Teilnehmer in Magdeburg auch jetzt.
Nach dem Missbrauchsskandal
gab es für die Kirche in Deutschland immer wieder Negativschlagzeilen. Dazu gehörten
die Affäre um den zurückgetretenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst
und den millionenteuren Bau am Domplatz, die dadurch neu befeuerte Debatte über kirchliche
Finanzen sowie die anhaltend hohen Austrittszahlen. Derweil drängen viele auf mehr
Mitsprache von Laien etwa bei Bischofsernennungen, einen anderen Umgang mit wiederverheirateten
Geschiedenen und Änderungen in der kirchlichen Sexualmoral.
Einiges davon wird
inzwischen auf allerhöchster Ebene im Vatikan behandelt. Papst Franziskus, aus dessen
Schreiben „Evangelii gaudium“ das Motto für das Magdeburger Treffen stammt, hat für
diesen Herbst und das kommende Jahr die Bischöfe der Weltkirche zu zwei Synoden nach
Rom eingeladen. Dort stehen die Themen Familie und Sexualität auf dem Programm. Die
deutschen Bischöfe haben ihre Hausaufgaben im Vorfeld gemacht, wie der Osnabrücker
Bischof Franz-Josef Bode, der zum Leitungsteam des Dialogprozesses gehört, im Gespräch
mit der Katholischen Nachrichten-Agentur betont.
Die deutschen Positionen seien
in die Papiere eingeflossen, so Bode. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Auseinandersetzung,
die natürlich auch jetzt im Oktober geschehen muss, folgenlos bleibt.“ Bodes Passauer
Amtskollege Stefan Oster warnte unlängst jedoch vor überzogenen Erwartungen. Aus dem
Blick der Weltkirche sind die Belange der Diözesen zwischen Hamburg und München eben
nur Teile des großen Ganzen.
Bleibt die Frage, was die Bischöfe auf nationaler
Ebene regeln können. Bode verweist auf das kirchliche Arbeitsrecht. Dort seien Anpassungen
„in der nächsten Zeit sicherlich spruchreif“. Welche konkreten Spuren das Treffen
in Magdeburg hinterlassen wird, ist trotzdem schwer zu sagen.
Eine kleine Zäsur
dürfte es auf jeden Fall geben. Zwei prominente Protagonisten werden den Dialog und
seine möglichen Folgen nicht mehr an verantwortlicher Stelle begleiten. Der Initiator,
Erzbischof Zollitsch, ist bereits emeritiert, wird jedoch in Magdeburg mit dabei sein.
Und die Amtszeit von Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
(ZdK), endet 2015.
Hören Sie hier den Münchner Diözesanratsvorsitzender
Hans Tremmel zum Dialogprozess (Klicken Sie auf das Lautsprecher-Symbol oben
links)