2014-09-11 12:47:00

Liberia: Ansteckunsgefahren für Ebola auch in der Kirche


RealAudioMP3 Die Zahl der Ebola-Toten steigt in Westafrika beständig an. Am schlimmsten von der Seuche betroffen ist Liberia. Dort steht das gesamte Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch, erklärte Verteidigungsminister Brownie Samukai am Dienstag vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Bis zum 6. September verzeichnete Liberia 2046 Infizierte, also knapp die Hälfte aller gemeldeten Ebola-Infektionen, und mit 1224 mehr als die Hälfte der registrierten Todesfälle. Schwester Annarita Brustia, eine italienische Missionarin, ist gerade aus Liberia zurück gekommen und erzählte uns, auch Kirchen könnten Orte der Ansteckung werden, weshalb die Gottesdienste in Zeiten von Ebola anders aussähen:

„In den Kirchen wird die Hand nicht mehr die zum Friedensgruß, also zum ‚Frieden sei mit dir‘ ausgestreckt. Auch die Kollekte: Früher zog eine Prozession nach vorn zum Altar, heute geht ein Korb durch die Menge. Massentreffen werden vermieden. Jeder hält eine gewisse Distanz, mindestens einen Meter zwischen den Messbesuchern, die Hände werden mit einer desinfizierenden Lösung gewaschen. In allen Kirchen, in allen öffentlichen Einrichtungen, wo Menschen aufeinandertreffen, auch bei uns Zuhause, gibt es Wasserbehälter, um die Hände vor und nach dem Betreten zu waschen. Denn so kann die Verbreitung des Virus vermieden werden.“

Anfang August hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO Ebola zum internationalen Gesundheitsnotfall erklärt und den Einsatz noch nicht erprobter Medikamente in den betroffenen Ländern zugelassen. Die Lage hat sich seither nicht gebessert, im Gegenteil: Westafrika droht an der tödlichen Seuche zu scheitern, die Präsidenten der betroffenen Staaten bitten die Weltgemeinschaft um Hilfe. In Sierra Leona, Guinea oder Liberia gibt es zu wenig Ärzte und Medikamente, um die Zahl der Erkrankten zu bewältigen. Die Isolierstationen sind überfüllt. Das Problem in den betroffenen Gebieten ist aber auch, dass sich ein Bewusstsein für die Seuche nur langsam entwickelt, erklärt Schwester Brustia. Viele verstecken kranke Familienmitglieder zuhause und bringen so die ganze Familie in Gefahr. Simple Aufklärung könnte Leben retten, erklärt die Missionarin:

„Es wird dringend empfohlen, auf keinen Fall an Beerdigungen teilzunehmen, denn dort kann es zu den Riten kommen, wo Leichen berührt werden. Weit weg von Leichen, nie eine Leiche berühren, denn die Ansteckungsgefahr ist enorm. Auch unser Erzbischof ist gemeinsam mit dem Imam aus Liberia im Fernsehen aufgetreten, wo sie gemeinsam mit dem Präsidenten genau davor gewarnt haben.“

Insgesamt sind in Westafrika 2296 Menschen an Ebola gestorben. Die Dunkelziffer liegt vermutlich wesentlich höher.

(rv 11.09.2014 no)








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