Liberia: Ansteckunsgefahren für Ebola auch in der Kirche
Die Zahl der Ebola-Toten
steigt in Westafrika beständig an. Am schlimmsten von der Seuche betroffen ist Liberia.
Dort steht das gesamte Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch, erklärte Verteidigungsminister
Brownie Samukai am Dienstag vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Bis zum
6. September verzeichnete Liberia 2046 Infizierte, also knapp die Hälfte aller gemeldeten
Ebola-Infektionen, und mit 1224 mehr als die Hälfte der registrierten Todesfälle.
Schwester Annarita Brustia, eine italienische Missionarin, ist gerade aus Liberia
zurück gekommen und erzählte uns, auch Kirchen könnten Orte der Ansteckung werden,
weshalb die Gottesdienste in Zeiten von Ebola anders aussähen:
„In den
Kirchen wird die Hand nicht mehr die zum Friedensgruß, also zum ‚Frieden sei mit
dir‘ ausgestreckt. Auch die Kollekte: Früher zog eine Prozession nach vorn zum Altar,
heute geht ein Korb durch die Menge. Massentreffen werden vermieden. Jeder hält eine
gewisse Distanz, mindestens einen Meter zwischen den Messbesuchern, die Hände werden
mit einer desinfizierenden Lösung gewaschen. In allen Kirchen, in allen öffentlichen
Einrichtungen, wo Menschen aufeinandertreffen, auch bei uns Zuhause, gibt es Wasserbehälter,
um die Hände vor und nach dem Betreten zu waschen. Denn so kann die Verbreitung des
Virus vermieden werden.“
Anfang August hatte die Weltgesundheitsorganisation
WHO Ebola zum internationalen Gesundheitsnotfall erklärt und den Einsatz noch nicht
erprobter Medikamente in den betroffenen Ländern zugelassen. Die Lage hat sich seither
nicht gebessert, im Gegenteil: Westafrika droht an der tödlichen Seuche zu scheitern,
die Präsidenten der betroffenen Staaten bitten die Weltgemeinschaft um Hilfe. In Sierra
Leona, Guinea oder Liberia gibt es zu wenig Ärzte und Medikamente, um die Zahl der
Erkrankten zu bewältigen. Die Isolierstationen sind überfüllt. Das Problem in den
betroffenen Gebieten ist aber auch, dass sich ein Bewusstsein für die Seuche nur langsam
entwickelt, erklärt Schwester Brustia. Viele verstecken kranke Familienmitglieder
zuhause und bringen so die ganze Familie in Gefahr. Simple Aufklärung könnte Leben
retten, erklärt die Missionarin:
„Es wird dringend empfohlen, auf keinen
Fall an Beerdigungen teilzunehmen, denn dort kann es zu den Riten kommen, wo Leichen
berührt werden. Weit weg von Leichen, nie eine Leiche berühren, denn die Ansteckungsgefahr
ist enorm. Auch unser Erzbischof ist gemeinsam mit dem Imam aus Liberia im Fernsehen
aufgetreten, wo sie gemeinsam mit dem Präsidenten genau davor gewarnt haben.“
Insgesamt
sind in Westafrika 2296 Menschen an Ebola gestorben. Die Dunkelziffer liegt vermutlich
wesentlich höher.