2014-09-10 14:51:50

USA: Vatikan dankt Islamvertretern und ruft zur Stärkung der UNO auf


RealAudioMP3 Der Vatikan hat Islamvertretern gedankt, die sich klar vom Terror des „Islamischen Staates“ abgegrenzt haben. „Wir möchten ihnen danken und hoffen, dass viele ihrem Beispiel folgen werden, damit kein Schweigen missverstanden werden kann.“ Das sagte der Präfekt der Ostkirchenkongregation am Dienstag (Ortszeit) in Washington. Kardinal Leonardi Sandri lobte in diesem Kontext den Großmufti von Saudi-Arabien und den Großmufti der ägyptischen Al-Azhar-Universität in Kairo, die den IS-Terror beide deutlich verurteilt hatten. Auch „verschiedene Imame in Großbritannien und Italien“ hätten sich deutlich vom Islamischen Staat distanziert, so Sandri weiter. In seiner Eröffnungsansprache zum Krisengipfel „In Defense of Christians“, der in der Hauptstadt der USA in dieser Woche die Teilnahme hoher Kirchenvertreter aus dem Nahen Osten sieht, dankte der Kardinal weiter für Hilfsleistungen gegenüber Flüchtlingen im Irak, in Jordanien, im Libanon und in Bahrein.

Wenige Tage nach Bildung eines NATO-Bündnisses gegen die Invasion der IS-Kämpfer im Irak betonte der Vatikanvertreter weiter, die Rolle der Vereinten Nationen müsse gestärkt werden: „Wir müssen darauf bestehen, dass die Vereinten Nationen zunehmend und auf transparente Weise zum Ort der Entschlossenheit werden, an dem alle Völker mit Resolutionen und angemessenen Aktionen die Würde der Christen und aller anderen Minderheiten im Nahen Osten nicht nur proklamieren, sondern sie konkret verteidigen.“ Von den zehn Mitgliedern des NATO-Bündnisses gegen ISIS ist die Türkei das einzige muslimisch geprägte Land.

Zugleich betonte der Präfekt der Ostkirchenkongregation, die Terroristen müssten von jedweder Unterstützung abgeschnitten werden: „Wir erneuern den Appell, jede politische, wirtschaftliche, militärische, direkte oder indirekte Unterstützung der ISIS-Terroristen explizit zurückzuweisen.“

Der Vatikanvertreter lenkte das Augenmerk auf zwei Gräueltaten der Terroristen, die seiner Ansicht nach in der öffentlichen Wahrnehmung zu wenig beachtet würden: die „barbarische Indoktrinierung“ von Kindern und Jugendlichen und ihr Missbrauch als Kämpfer sowie die Zwangsverheiratung von Mädchen, die aus den syrischen Flüchtlingslagern entführt würden. Weiter referierte Sandri die Liste der Vergehen, die der Vatikan am vergangenen 12. August in einer „Anklageschrift“ gegen den Islamischen Staat aufgeführt hatte. Darin hatte der Heilige Stuhl Islamvertreter dazu aufgerufen, klar gegen den IS-Terror Position zu beziehen.


Patriarchen treffen Obama
Teilnehmer der Konferenz in Washington sind der maronitische Patriarch Kardinal Bechara-Boutros Rai, der melkitische Patriarch von Antiochien, Gregorius III. Laham, der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Joseph III. Younan, der syrisch-orthodoxe Patriarch Ignatius Ephrem II. und der chaldäische Patriarch Louis Raphael I. Sako aus Bagdad. Vorgesehen ist auch ein Treffen mit Präsident Barack Obama, der am Mittwoch in einer Rede an die Nation die künftige Strategie der USA gegen die IS-Terrormiliz festlegen will.
Die Patriarchen aus Syrien, dem Irak und dem Libanon hatten Ende August einen Solidaritätsbesuch bei den von den IS-Dschihadisten vertriebenen Christen und Jeziden im kurdischen Nordirak unternommen: Die Gewalt und die Tötung nicht nur der Christen, sondern auch der Jesiden und anderer Minderheiten ihres Landes müsse von der Weltgemeinschaft gestoppt werden, formulierten sie damals laut Angaben von Vatikanbotschafter Erzbischof Silvano Tomasi. Durch ihre gemeinsame Reise wollten die Patriarchen, die verschiedenen Kirchen angehören, auch eine Überwindung alter Trennungen beweisen.



(rv/kap 10.09.2014 pr)








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