An diesem Dienstag
feiert eine lebende Legende in Pakistan ihren 85. Geburtstag: Ruth Pfau ist eine katholische
Ordensfrau und Medizinerin, die in der islamischen Republik zu einer Institution geworden
ist. Selbst im hohen Alter pflegt die deutsche Lepra-Ärztin noch Kranke in Pakistan
und wenn sie etwas an ihrem Leben ändern könnte, dann nur, dass sie bereits früher
in das Land gegangen wäre, das als eines der gefährlichsten der Welt gilt.
„Wenn
man danebensteht, da fühlt man sich so hilflos. Wenn man zupacken kann, ist das was
anderes. "
Das ist Ruth Pfau und ihr Lebensmotto. Pakistanische Journalisten
nennen sie „das Licht der Lepra-Kranken“, andere „die pakistanische Mutter Theresa“,
denn in über 50 Jahren schaffte sie es, dass die Lepra in dem gefährlichen Land Pakistan
heilbar wurde und zunehmend verschwindet.
Die kleine Frau mit weißen Haaren
ist als junge Ärztin per Zufall, aufgrund eines Problems mit ihrem Visa, in Pakistan
gelandet. Sie wollte ursprünglich nach Indien, aber als sie in Pakistan im Elendsviertel
von Karachi die Lepra-Kranken sah, ihre leeren Blicke, die hygienischen Bedingungen,
die Aussichtslosigkeit und das Elend, konnte sie nicht mehr abreisen.
„Ich
bin überzeugt, dass der Herrgott durch die Lebenssituationen spricht. Es gab keine
andere Möglichkeit für mich. Ich hätte wirklich nicht gewusst, wie ich da raus komme
und irgendwas anderes tue. Die Leute brauchten Hilfe, und da war niemand.“
1957
ist Ruth Pfau der Kongregation der „Töchter vom Herzen Mariä“ beigetreten. Seit 1960
lebt sie in der pakistanischen 13-Millionen-Metropole Karachi. Dort gründete sie mit
Unterstützung der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) 1963 das heute achtstöckige
Marie-Adelaide-Lepra-Krankenhaus. Unter ihrer Leitung entstand ein flächendeckendes
Behandlungssystem in Pakistan, sie bildete Leprahelfer aus und konnte mit ihrem Kontrollprogramm
die Anzahl der Erkrankten in den ersten 30 Jahren von 100.000 auf 10.000 senken.
Mit Auszeichnungen und Ehrungen wird sie überhäuft. Neben ihrem Einsatz für Menschenrechte,
Völkerverständigung und die Achtung aller Religionen reiste Ruth Pfau bis ins hohe
Alter durchs Land und begleitete afghanische Flüchtlinge, half beim Wiederaufbau nach
Naturkatastrophen und half Tagelöhnern dabei, unabhängig zu werden. Heute wird sie
85, doch müde zu helfen ist sie noch nicht geworden.