In den kommenden
Wochen sollen rund eine Million Flüchtlinge und Binnenvertriebene auf die Nothilfen
im Nordirak angewiesen sein. Im Interview mit dem Kölner Domradio sagt Caritas International-Mitarbeiter
Thomas Hoerz, dass die finanzielle Unterstützung am wichtigsten sei. Sachspenden machen
weniger Sinn, so Hoerz, der vor Ort im Irak ist.
„Wir müssen darauf achten,
dass die Hilfsmaßnahmen ein Stück weit standarisiert und gleichartig sind. Dazu arbeiten
wir mit lokalen Händlern zusammen. Also Geld ist für uns eigentlich die einzige Möglichkeit,
Hilfe aus Deutschland umzusetzen. Wir möchten das auch weitgehend so machen, dass
die Flüchtlinge, speziell bei der Winterkleidung oder bei der baulichen Veränderung
ihrer katastrophalen Behausungen, mitreden können. Wir werden zum Beispiel lokale
Händler einladen, wir besuchen Kleidermärkte, wir verteilen dann Gutscheine an die
Vertriebenen und die können sich ihre Kleidung selber auswählen im lokalen Angebot.
Das hilft auch, die Vertriebenen besser akzeptiert zu haben, weil sie dann eben auch
Business bringen und nicht durch Kleiderlieferungen aus dem Ausland Business kaputt
gemacht wird.“
Die Situation erlebt er vor Ort gespalten: Einerseits gibt
es in Erbil viele wohlhabende Menschen, aber direkt unter seinem Hotel befindet sich
auf dem Gelände der Kirche ein Flüchtlingslager mit 90 Zelten. Die Männer schlafen
draußen und das sei kein Zustand für den Winter, so der Caritas Mitarbeiter. Angst
vor Anschlägen gebe es derzeit jedoch keine, denn Erbil sei die bestverteidgste Stadt
in der kurdischen Region:
„Es gibt auch überhaupt keine Anschläge hier,
zumindest nicht in den letzten Wochen. Man fühlt sich in Erbil selber sehr sicher.
Auch auf den Straßen Richtung Norden, nach Duhok und Zakho, wo wir auch arbeiten,
besteht keine Gefahr. Wir fahren da zum Teil nur 10km an der Frontlinie vorbei, von
der ist aber überhaupt nichts zu spüren für uns Helfer. In den Kleinstädten, die dann
doch sehr nahe am Einzugsbereich von IS liegen, scheint das Leben ganz normal weiterzugehen.“
Die
Caritas hat ihre Hilfe um 400.000 Euro derzeit aufgestockt, denn der nahende Winter
wird den Flüchtlingen zu schaffen machen. Im Headquarter in Erbil arbeitet die deutsche
Caritas mit der US-amerikanischen Caritas zusammen. Andere Mitglieder der Caritas-Familie
schicken Güter, Flugzeuge aus Belgien, Geld aus Italien und Frankreich. Dank der Zusammenarbeit
der Caritas Familie können die Hilfeleistungen aufgeteilt werden und die Hilfsorganisation
verlasse sich vor allem auf die Pfarreien, die in den kritischen Gebieten arbeiten
und wichtige Hilfestellungen leisten, so Thomas Hoerz.