D: „Rechtliche Pflicht, gegen Völkermord einzuschreiten“
Die deutschen Bischöfe schließen sich dem Aufruf von Papst Franziskus an, den Terror
im Irak zu stoppen. Waffenlieferungen sind aus ihrer Sicht in einer Lage wie dieser
nicht unzulässig. In den Herrschaftsgebieten des „Islamischen Staates“ stünden die
Christen und die Jesiden heute „vor der Auslöschung“, so die Deutsche Bischofskonferenz
in einer Stellungnahme von diesem Dienstag. Militärische Maßnahmen einschließlich
Waffenlieferungen dürften zwar „niemals ein selbstverständliches und unhinterfragtes
Mittel der Friedens- und Sicherheitspolitik“ sein. Sie könnten aber „in bestimmten
Situationen auch nicht ausgeschlossen werden, sofern keine anderen – gewaltfreien
oder gewaltärmeren – Handlungsoptionen vorhanden sind, um die Ausrottung ganzer Volksgruppen
und massenhafte schwerste Menschenrechtsverletzungen zu verhindern“. Die Bischofskonferenz
erinnerte in diesem Zusammenhang „an die rechtliche Pflicht der Staaten, gegen Völkermord
aktiv zu werden“, und die sogenannte „Schutzverantwortung“ (responsibility to protect)
zur „Abwehr schlimmster, viele Menschen bedrohender Verbrechen“. Diese Maßgabe entspreche
den Grundsätzen der katholischen Lehre über den gerechten Frieden, hieß es in der
Mitteilung.
Weiter schloss sich die Deutsche Bischofskonferenz dem Aufruf
des Heiligen Stuhles an muslimische Staats- und Religionsführer an, klare Position
zu den Vorgängen im Irak zu beziehen. „Nur auf Fehler, Versäumnisse und Schuld“ nichtmuslimischer
Gesellschaften zu verweisen, greife zu kurz, stellte die Bischofskonferenz klar. Zugleich
trat sie „all jenen entgegen, die das Feindbild eines seinem Wesen nach gewalttätigen
Islam propagieren“. Islam und „Islamischer Staat“ seien nicht dasselbe. Vielmehr tobe
in der muslimischen Welt selbst ein „manchmal erbarmungsloser und mörderischer Kampf
um das rechte Verständnis der eigenen Religion“. Überdies ermunterte die Deutsche
Bischofskonferenz zur Unterstützung der Menschen im Irak bis hin zur Bereitschaft,
Flüchtlinge aufzunehmen.