Italien: Kardinalstaatssekretär würdigt Papst Pius X.
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat den vor 100 Jahren verstorbenen Papst Pius
X. (1903-1914) als grossen Kirchenreformer gewürdigt. In einer für die Kirche schwierigen
Zeit habe er die Botschaft Jesu wieder in den Mittelpunkt des kirchlichen Lebens gerückt,
sagte Parolin am Samstagabend bei einer Gedenkmesse im Marienheiligtum nahe Riese,
dem Geburtsort des Papstes in der norditalienischen Region Venetien. Auch die heutige
Kirche müsse sich wieder stärker auf die Botschaft Jesu Christi besinnen, betonte
der Kardinalstaatssekretär.
Mit seiner Energie habe Pius X. die Kirche neu
entflammt und sie mit spirituellem und pastoralem Weitblick aus der Isolation geführt.
Durch seine Bescheidenheit und Volksnähe beseitigte er nach Parolins Worten auch Barrieren
zwischen der Amtskirche und dem Kirchenvolk. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden
Säkularisierung habe Pius X. einerseits den Verlust alter kirchlicher Besitzstände
hingenommen, andererseits aber deutlich gemacht, dass die Abwendung der modernen Gesellschaften
von Gott ins Verderben führe. Die Erfahrungen des zwanzigsten Jahrhunderts zeigten
sehr klar, dass diese Abkehr den mangelnden Respekt vor dem Leben und der Menschenwürde
zur Folge habe, so die Nummer Zwei des Vatikan.
Strikter Antimodernismus
Der
am 2. Juni 1835 geborene Pius X. wurde 1954 heiliggesprochen. Unter Kirchenhistorikern
gilt er als vielschichtige Persönlichkeit, die für einen strikten Antimodernismus
wie für innerkirchliche Reformen steht. Besonderes Interesse widmete die Forschung
auch seiner Haltung beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Pius X. starb am 20. August
1914, rund drei Wochen nach Kriegsausbruch.