2014-08-24 13:09:15

Syrien: Nicht die Opfer vergessen


RealAudioMP3 Mehr als 190.000 Tote sind das erschreckende bisherige Resultat des syrischen Bürgerkriegs. Das hat eine Datenerhebung im Zeitraum von März 2011 bis Ende April 2014 des UNO-Menschenrechtsrates ergeben. Viele der Toten seien Kinder. Die Zahl der Todesopfer habe sich verdoppelt, sagte die UNO-Hochkommissarin Navi Pillay diesen Freitag in Genf. Die Dunkelziffer sei jedoch um einiges höher, denn viele Todesopfer seien nicht registriert worden. Pillay spricht von einer „internationalen Lähmung“ gegenüber einer nicht endenwollenden Krise. In einem Gespräch mit Radio Vatikan erzählt der Apostolischen Nuntius in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, dass Syrien vom internationalen Radar verschwunden ist, der Vormarsch der Dschihadisten jedoch präsenter und beunruhigender sei als je zuvor.

„Leider - Syrien steht nicht mehr in dem Scheinwerferlicht der Medien, es ist sozusagen verschwunden vom Radar. Es ist nicht mehr Wert darüber zu berichten. Die Menschen die hier sind – jeder, wirklich jeder von ihnen – sagen: ‚Wir, die hier sind, wir haben diese Gräueltaten jeden Tag vor unseren Augen. ….und wir sprechen nicht mehr darüber.‘ Durchschnittlich gibt es täglich 180 Todesfälle in Syrien, eine Zahl, die uns nicht ruhig schlafen lassen sollte. Und leider ist Syrien vergessen worden….“

Wie der Spiegel berichtet, verschärft sich die Gewaltherrschaft der IS-Terroristen im Osten Syriens. Sie versuchten seit Tagen den Militärflughafen Tabka in der syrischen Provinz Rakka zu besetzen. Sie ließen an verschiedenen Orten mindestens 18 Menschen öffentlich töten und mehrere Opfer seien an zentralen Plätzen gekreuzigt worden. Das berichtete auch die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Extremisten hätten ihnen unter anderem vorgeworfen, das Assad-Regime unterstützt zu haben.

“Die Dschihadisten sind etwa 40 km von Aleppo entfernt. Das beunruhigt alle, die Christen, aber auch all die anderen, denn Syrien ist hauptsächlich ein islamisches Land, aber ein moderates islamisches Land und die syrischen Moslems lehnen den Extremismus ab. Auch die jungen Militanten, die sich den Kämpfern anschließen, tun dies nicht aus Überzeugungen, sondern weil sie frustriert sind, dass die Ideale der Demokratie und der Freiheit nicht realisiert werden können und die Situation zur Einbahnstraße wird… Also gehen sie zu den Dschihadisten, weil die ihnen effizienter erscheinen und sie oft eine wirtschaftliche Unterstützung erhalten.“

Für Zenari ist der Vormarsch und die Verbreitung des islamischen Fundamentalismus nur deswegen möglich, weil Syrien und der Irak verzweifelt genug sind, um sich darauf einzulassen. Die Krise sei am Höhepunkt angekommen und somit ein Nährboden für Radikalismus.

„Fehlende Lösungen, der anhaltende Konflikt – das nährt den extremistischen Boden. Es gibt auch viele Europäer, die dieser Utopie eine utopische Gesellschaft aufzubauen, folgen, weil die Reformversuche, die Staaten demokratischer und liberaler zu gestalten, gescheitert sind. Und dann kommt es zu diesen Utopien. Täglich verlassen Christen das Land.“

Die Patriarchen und die Bischöfe versuchen die Gläubigen zu ermutigen, im Land zu bleiben, aber unter bestimmten Bedingungen gebe es eben keine Möglichkeit dort zu bleiben, so der Nuntius. Vor allem, wenn es um das Leben und die eigene Zukunft geht, sagt Zenari. Und hier seien es nicht nur die Christen, sondern alle Menschen, die keine Arbeit mehr finden, ihr Haus verloren haben und sich unter dem Bombenregen wiedergefunden haben – all diese Menschen müssen flüchten.
Aktuell ist Syrien im Zusammenhang mit Amerika und Israel in die Schlagzeilen geraten: Einerseits erwägt nun die US-Regierung ihren Kampf gegen die IS-Miliz zu intensivieren und plant laut Nachrichtenmeldungen neben dem Irak auch Luftschläge in Syrien. Andererseits sind nach Angaben des israelischen Militärs auf den von Israel besetzten Golanhöhen mehrere aus Syrien abgefeuerte Raketen eingeschlagen. Mindestens fünf Geschosse seien an verschiedenen Orten der Golanhöhen niedergegangen, teilte die Armee mit. Diese neuen Angriffe nährten die Sorge vor einer Ausweitung des Gaza-Konflikts.
(rv 24.08.2014 no)








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