Den „ungerechten Aggressor
stoppen“; einen „Dritten Weltkrieg, aber in kleinen Stücken“: Diese Stichworte des
Papstes auf dem Rückflug aus Korea haben viele aufhorchen lassen. Was der Papst damit
sagen und worauf er genau hinweisen wollte, darüber haben wir mit dem Sekretär des
Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden gesprochen. Mario Toso sagt, der Papst
zeige auf, wie zerstritten die Menschheit derzeit sei.
„Papst Franziskus
drückt eine ganz allgemeine Wahrnehmung aus: wenn wir auf die vielen derzeitigen Konflikte
auf der Welt schauen, so müssen wir feststellen, dass sich die Menschheitsfamilie
wie in einem partiellen oder zumindest möglichen ,Dritten Weltkrieg´ befindet. Was
uns beunruhigen muss, ist die Tatsache, dass es zwar Konflikte auf bestimmten einzelnen
Feldern sind, die aber von einem Augenblick auf den anderen sich weltweit verbreiten
könnten. Und es scheint nicht, als trete man den gegenwärtigen Konflikten auf geeignete
Weise entgegen. Es scheint sogar so, dass es den Konfliktparteien überlassen wird,
vor allem auf ihre eigenen Interessen zu schauen und nicht an das Gemeinwohl zu denken.
Deshalb müssen wir uns alle gemeinsam dafür einsetzen, dass die Gründe dieser Konflikte
hervorgehoben werden und Bedingungen erarbeitet werden, die zum Frieden führen können.“
Der
Papst spreche sich für eine „multilaterale Politik“ aus, so Toso vom vatikanischen
Friedensrat.
„Der Papst hat ja betont, dass ein Aggressor gestoppt werden
muss, aber das kann ein einzelner Staat nicht selber entscheiden, sondern dahinter
muss die internationale Staatengemeinschaft sein. Was der Heilige Vater sagt, ist
nicht nur Teil der Katholischen Soziallehre, sondern gehört auch zum Grundverständnis
der internationalen Staatengemeinschaft: Um ungerechte Konflikte zu lösen, braucht
es nicht einen einseitigen Eingriff und vor allem braucht es keinen Krieg, stattdessen
müssen alle sich um einen Tisch setzen und eine Lösung finden. Die Grundcharta der
UNO spricht sich ganz klar gegen Krieg, aber auch gegen die Gefahr eines Kriegs aus.
Um also für den Irak eine Lösung zu finden, müssen Lösungswege gesucht werden, die
von allen Seiten mitgetragen werden.“
Die internationale Gemeinschaft scheine
derzeit „zerstreut“ und „schwach“. Deshalb habe der Papst klare Worte gesprochen,
so Toso.
„Der Papst sagt, dass sich die regionalen und internationalen Institutionen
absprechen müssen, um die heiklen und komplexen Probleme anzugehen. Es ist hierbei
wichtig, dass die Zusammenarbeit gut funktioniert, um den Frieden zu fördern. Es braucht
also geeignete internationale Einrichtungen, die solche Kooperationen fördern können.“