Was die Papstreise in Südkorea bisher charakterisiert
An diesem Montag endet
die Reise von Papst Franziskus nach Korea, Zeit noch nicht für eine Bilanz, aber zumindest
für einige Punkte, die die Reise bisher charakterisieren. Unser Korrespondent Pater
Bernd Hagenkord fasst zusammen.
Sicherheit Kollegen,
die den Papst auf seinen Reisen innerhalb Koreas auf Schritt und Tritt begleitet haben
scherzen, dass nur bei der Messe am Samstag mehr Gläubige als Sicherheitskräfte gewesen
seien. In der Tat sind die Sicherheitsvorkehrungen erheblich, beim letzten Besuch
eines Papstes - Johannes Paul II. 1994 - hatte es einen Zwischenfall gegeben. Aber
wer nicht direkt in der Nähe eines Papstevents ist, bekommt davon relativ wenig mit.
Die Sicherheit ist sehr streng, aber Korea hat das alles sehr gut im Griff, 30.000
Polizisten und Sicherheitskräfte waren etwa bei der Messe am Samstag rund um den Gwanghwamun-Platz
im Einsatz. Was denen, die nicht dabei waren, zumindest eine wunderbar verkehrsfreie
Innenstadt in Seoul geschaffen hat, ein seltenes Ereignis. Die Menschen haben es genossen.
Ablauf Die Reise läuft rund. Zwar musste die Vesper mit den
Ordensleuten aus Zeitgründen am Samstag ausfallen, das ist aber eher ein Zeichen für
die Flexibilität der Organisation als für ihre Rigidität. Die Verantwortlichen haben
sich ja zum Beispiel am Freitag auch für eine Zugreise nach Daejeon entschieden und
den Papsthelikopter nicht gebraucht, die Umwelt dankt es ihnen.
Wie
geht es dem Papst Papst Franziskus ist in großartiger Form. Für sieben
Stunden Zeitunterschied und die Schwierigkeiten mit der Sprach- und Kultur-Differenz
zeigt er eine beeindruckende Ruhe und Gelassenheit. Er spielt mit seinem Publikum,
wenn Spiel angesagt ist, er feiert würdig die Messe, wenn das ansteht. Er ist spontan
und wechselt die Sprachen, nie nur einen Reiseplan ausführend, sondern kreativ und
geistlich. Dem Papst geht es sehr gut.
Geschichten am Rande Für
Koreaner - wie zum Beispiel unsere Übersetzerin hier im Studio wie auch die meisten
Interviewpartner - ist die Sewol-Katastrophe die große Geschichte, alles was der Papst
über Südkorea sagt, wird in diese Richtung gelesen. Aber es gibt so viele andere Geschichten.
Da ist die 22jährige junge Frau, die ihre Anorexie besiegt hat und den Papst gebeten
hat, zum Mittagessen kommen zu dürfen. Der Papst hat spontan Ja gesagt. Da ist die
Taufe an diesem Sonntagmorgen eines Vaters - er hat den Taufnamen Franziskus gewählt.
Da ist die Umarmung mit Angehörigen von Opfern der Sewol-Katastrophe, außerhalb jedes
Reiseplans, und das Tragen der gelben Schleife als Zeichen der Solidarität. Oder da
ist die schon angesprochene Bahnfahrt: Er wolle da sein, wo die anderen Menschen auch
sind, sagt der Papst. Er wäre nicht Franziskus, wollte er das nicht.
Botschaften
des Papstes Es sind alles Botschaften, die Papst Franziskus sehr am Herzen
liegen. Man kann sie vielleicht sehr vereinfachend so zusammen fassen: Der Papst will,
dass sich die Menschen nicht mit dem zufrieden geben, was ist, sondern nach dem Mehr
suchen, sei es nach der Überwindung von Missständen und Konflikten, sei es nach der
Menschlichkeit jenseits des Materialismus oder sei es nach dem Willen Jesu für jeden
einzelnen, dem Willen, der weiter führt. Dabei tut er dies immer an die einzelnen
Situationen und Zuhörer-Gruppen angepasst. Und kommt es an? „Er macht, dass ich
ein besserer Mensch sein will“, sagte uns ein koreanischer Junge, stolz auf sein Englisch.
Was fasst die Botschaft des Papstes besser zusammen als das?
Aus Seoul,
Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan