Die Grenze (Teil 4): Versöhnung braucht Diplomatie, Vertrauen, Kontakte
Nordkorea - was tun?
Viel haben wir in den vergangenen Tagen während des Papstbesuches über die Beziehungen
zwischen den beiden Koreas gesprochen, zum Abschluss dieser kleinen Reihe fragt Pater
Bernd Hagenkord nach konkreten Mitteln, um den gegenwärtigen Stillstand überwinden
zu können.
Papst Franziskus hat in seiner ersten Ansprache hier in Korea
die Diplomatie und die Geduld gelobt, mit denen es Spannungen zu überwinden gelte.
Wenige haben das nicht als klaren Verweis auf die Beziehungen mit Nordkorea bezogen.
In die gleiche Kerbe wie der Papst schlägt Katharina Zellweger, Fachfrau im Thema
Nordkorea. Sie hat selber fünf Jahre in dort gelebt und die Vertretung ihres Heimatlandes
Schweiz geleitet, sie war ebenfalls fünf Jahre Leiterin von Caritas Internationalis
in Hong-Kong. Ich habe sie noch vor der Papstreise in der Schweiz erreicht und gefragt,
was das dringendste Problem sei und was man daran konkret tun könne.
„Wenn
ich an die Jahre 1995 bis etwa 2000 denke, waren das aus meiner Sicht die schwierigsten
Jahre, weil da eine akute Hungersnot herrschte. Heute ist es keine Hungersnot mehr,
aber es herrscht nach wie vor eine chronische Unterernährung und deshalb wäre es aus
meiner Sicht sehr wichtig, dass man zum Beispiel das World-Food-Programm unterstützt,
dass schwangere Frauen, stillende Mütter und kleine Kinder genügend und gut ernährt
würden.“
Sanktionen hindern Entwicklungszusammenarbeit
Sie
sprechen vor allem vom täglichen Leben und Überleben, wenn wir aber einmal auf die
Trennung der beiden Staaten schauen, da braucht es Versöhnung und Annäherung. Was
kann das Ausland tun und was können wir von außen tun, um das aufeinander Zugehen
oder - mit Papst Franziskus - die Versöhnung zwischen den Menschen zu fördern?
„Versöhnung
braucht bessere allgemeine Beziehungen, braucht gute Diplomatie, braucht Vertrauen
und viele Kontakte von Mensch zu Mensch. Ob das nun Nord-Süd ist oder der Norden mit
der Welt im Allgemeinen. Ich denke, dass man zum Beispiel kulturelle Austauschprogramme
fördern sollte oder Sportanlässe und was mir vor allem am Herzen liegt mehr Ausbildungsprogramme
für junge Leute und mittleres Kader. Ich selber arbeite mit Behinderten zusammen,
auch da gibt es noch sehr viel zu tun. Dann müssen in der Landwirtschaft mehr Kurse
angeboten werden, aber auch Besuche organisiert werden, dass Nordkoreaner andere Länder
kennen lernen und andere Sitten oder an internationalen Konferenzen teilnehmen. Es
gibt da viel zu tun. Man kann auch Bibliotheken aufbauen und Sprachkurse finanzieren,
ich sehe da sehr vieles, was man tun könnte, aber das fällt alles unter Entwicklungszusammenarbeit.
Und bedingt durch die Sanktionen gibt kaum ein Land Geld für Entwicklungszusammenarbeit
mit Korea.“
Peaceful Coexistence
Durch die beiden Koreas
zieht sich eine bewaffnete Mauer. Wie stark ist die Trennung im Bewusstsein der Menschen,
spielt das eine Rolle oder hat man sich damit abgefunden?
„Es ist 60 Jahre
her und ich glaube, damit hat man sich abgefunden. Natürlich denkt der Norden wie
der Süden über Wiedervereinigung nach, aber der Norden fühlt sich natürlich eher bedroht,
weil die Wiedervereinigung als ein Absorbieren von Nordkorea ausgelegt wird. Ich denke
aber, dass man auf ‚peaceful coexistence‘ hinwirken müsste. Das ist aber ein langer
Prozess. Es braucht Geduld, es wird auf und ab gehen, ich glaube aber, dass das der
einzige Weg ist, dass wir anstatt Mauern Brücken bauen.“
Aus Seoul, Pater Bernd
Hagenkord für Radio Vatikan