Papstbrief an Ban Ki-moon: Systematische Gewalt gegen Christen stoppen
In einem Brief an
den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, ruft der Papst die Staatengemeinschaft
dazu auf, die systematische Gewalt gegen Christen und andere religiöse Minderheiten
im Irak zu stoppen. Der Brief ist auf den 9. August 2014 datiert. Lesen Sie hier das
Schreiben, das an diesem Mittwoch bekannt wurde, in einer Arbeitsübersetzung.
Ich
habe mit schwerem und schmerzendem Herzen die dramatischen Ereignisse der vergangenen
Tage im Nordirak verfolgt, wo Christen und andere religiöse Minderheiten gezwungen
wurden, aus ihren Häusern zu fliehen und der Zerstörung ihrer Kultstätten und ihres
religiösen Erbes zusehen mussten. Bewegt durch ihre Notlage habe ich Kardinal Fernando
Filoni, den Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, der als
Vertreter meiner Vorgänger Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI. den Menschen
im Irak diente, gebeten, meine spirituelle Nähe und meine Sorge sowie die der gesamten
Katholischen Kirche auszudrücken – angesichts des unerträglichen Leids jener, die
lediglich in Frieden, Harmonie und Freiheit im Land ihrer Ahnen leben möchten.
Im
selben Geiste schreibe ich Ihnen, Herr Generalsekretär, und führe Ihnen die Tränen,
das Leiden und die innigen Verzweiflungsschreie der Christen und anderer religiöser
Minderheiten des geliebten Irak vor Augen. Ich erneuere meinen dringenden Appell an
die Internationale Gemeinschaft zu handeln, um die gegenwärtig sich vollziehende humanitäre
Katastrophe zu beenden. Ich ermutige alle zuständigen Organe der Vereinten Nationen,
insbesondere die für Sicherheit, Frieden, humanitäres Recht und Flüchtlingshilfe zuständigen,
ihre Anstrengungen in Übereinstimmung mit der Präambel und den entsprechenden Artikeln
der Charta der Vereinten Nationen fortzuführen.
Die Welle der brutalen
Angriffe im Nordirak muss die Gewissen aller Männer und Frauen guten Willens wachrütteln
und sie zu konkreten Handlungen der Solidarität bewegen: Diejenigen müssen geschützt
werden, die von Gewalt betroffen oder bedroht sind, und den vielen Vertriebenen muss
die notwendige und dringende Hilfe gewährt werden. Auch muss ihnen einen sichere Heimkehr
in ihre Städte und Häuser garantiert werden. Die tragischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts
und das grundlegendste Verständnis der menschlichen Würde zwingen die Internationale
Gemeinschaft insbesondere durch die Normen und Mechanismen des internationalen Rechtes
dazu, alles ihr Mögliche zu tun, um weitere systematische Gewalt gegen ethnische und
religiöse Minderheiten zu stoppen und zu unterbinden.
In dem Vertrauen,
dass mein Appell, den ich mit denen der Orientalischen Patriarchen und anderer religiöser
Führer vereine, eine positive Antwort haben wird, nutze ich die Gelegenheit, Ihnen
meine größte Hochachtung auszusprechen.