Tschechien: Priester als nächster Präsident ins Spiel gebracht
Der frühere tschechische Präsident Vaclav Klaus würde noch einmal für das höchste
Amt im Staat kandidieren, sollte sich um dieses auch der katholische Priester Tomas
Halik bewerben. In einem Interview für den digitalen Sender TV Barrandov erklärte
der 73-Jährige, der von 2003 bis 2013 bereits Präsident der Republik war, er werde
sich „da nicht mehr sehr einmischen“. Wenn sich jedoch „zufällig Herr Halik zu einer
Kandidatur entschließen sollte und sich kein ausreichend starker Gegenkandidat findet“,
so würde er 2017 „noch einmal im Leben in einen Präsidentenwahlkampf eintreten“.
Tomas
Halik gilt als einer der „Bannerträger des Erbes von Vaclav Havel“. Klaus, ein Hussit,
sieht ihn hingegen als Vertreter einer gefährlichen Restauration. In Anspielung auf
den Jesuiten Antonin Konias, der zur Zeit der Gegenreformation in Prag wirkte und
in der laizistischen tschechischen Gesellschaft bis heute als Inbegriff der katholischen
Intoleranz gilt, hatte Klaus bei einem früheren Schlagabtausch mit Tomas Halik erklärt,
er sehe zwischen Konias und Halik „nur einen Zeitabstand von dreihundert Jahren“.
Halik, dem kürzlich der renommierte Templeton-Preis verliehen wurde, hatte in einem
Artikel in der Tageszeitung „Lidove noviny“ zwar kürzlich dementiert, von sich aus
die Präsidentschaft anzustreben. „Sollte aber niemand anderer die Fahne ergreifen“,
so würde er „die moralische Verpflichtung verspüren sich einzubringen“. Er halte eine
Kandidatur für nicht aussichtslos, denn immerhin sei er Professor der Soziologie an
der Karlsuniversität und verfüge damit „in Beruf und Qualifikation über genau dieselben
Voraussetzungen wie die Präsidenten Masaryk und Benes“.
Skeptiker beurteilen
die Chancen Haliks, der nicht zum ersten Mal als Staatsoberhaupt ins Spiel gebracht
wird, allerdings als gering. So meint der Kolumnist Petr Kambersky in den „Lidovy
noviny“, im zweiten Wahlgang einer Volkswahl würde „schließlich jener gewinnen, der
für die Mehrheit am wenigsten unannehmbar ist“, und da rangierten an Unwählbarkeit
„unter einem Priester nur Putzfrauen und Journalisten“. Eher würde „die Hölle zu Eis
gefrieren, als dass in Tschechien ein römisch-katholischer Priester Präsident wird“.
Angesichts
dessen „wäre eine Kandidatur Tomas Haliks für die Linke ein Himmelsgeschenk, denn
sie würde die Stimmen der Rechten zersplittern“ und Leuten wie dem amtierenden Präsidenten
Milos Zeman oder dem diesem nahestehenden Sozialdemokraten Zdenek Skromach „den Weg
ebnen“.