Irak: Ostkirchen-Patriarchen beklagen verheerende Entwicklung
Mit einem dramatischen Appell angesichts der jüngsten Vertreibung von rund 200.000
Christen aus der irakischen Ninive-Ebene haben sich Vertreter der orientalischen christlichen
Kirchen an die Vereinten Nationen gewendet: Die Vertreibung durch die Terrororganisation
„Islamischer Staat" (IS) bedeute einen „Völkermord", so die Patriarchen der orthodoxen
und katholischen orientalischen Kirchen in einem gemeinsamen Schreiben an den UN-Generalsekretär
Ban Ki-Moon sowie die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates. Die Patriarchen hatten sich
im libanesischen Dimane, der Sommerresidenz des maronitischen Patriarchen, zu einem
Sondertreffen versammelt.
In dem Schreiben wird die Vorgangsweise der IS u.a.
mit den Verbrechen der deutschen Nationalsozialisten verglichen. Wörtlich heißt es
in dem in Beirut veröffentlichten Schreiben: „Die Praktiken der IS entsprechen genau
dem, was die Nazis taten: Massive Mordtaten, Plünderungen, Raub und Verletzung der
grundlegenden Menschenrechte".
Als konkrete Maßnahmen fordern die Patriarchen
von eine internationale Strafjustiz gegen die IS, Hilfsmaßnahmen für die vertriebenen
Christen und die Angehörigen anderer religiöser Minderheiten, verstärkten Schutz für
die Menschen, die in ihre Heimatorte zurückkehren wollen und Druck auf alle Staaten,
die die IS mit Waffen oder finanziell unterstützen. Ausdrücklich beklagten die Autoren
außerdem die bisher zurückhaltenden Äußerungen von „islamischer, arabischer und internationaler
Seite".
Abschließend heißt es in dem Brief: „Wenn IS weiterhin wie bisher
verfahren kann, wird das katastrophale Konsequenzen für die gesamte Menschheit und
nicht nur für den Nahen Osten haben". Christen und Muslime müssten „gemeinsam gegen
den religiösen Extremismus vorgehen, damit es für die künftigen Generationen einen
von dieser Plage freien Nahen Osten gibt."