Libanon: Bischof fürchtet Übergreifen des Syrienkonflikts
Der libanesische Alt-Erzbischof Flavien Joseph Melki befürchtet ein Übergreifen des
Syrien-Konflikts auf sein Heimatland. Bei einem Besuch des deutschen Zweigs der Päpstlichen
Missionswerke – „Missio Aachen“ – kritisierte der syrisch-katholische Bischof Amerikas
Handeln als „Weltpolizei“ und Europas „blindes Nachfolgen“ der US-amerikanischen Politik.
Die Krise im Nahen Osten sei eine Konsequenz der Politik Amerikas und Europas, so
der 82-Jährige. Allerdings sei eine politische Lösung derzeit wegen der „wirren Zustände“
nicht absehbar. Trotz der angespannten Lage sprach sich der Erzbischof für einen Dialog
mit dem Islam aus. Die Christen im Nahen Osten wollten Bürger mit den gleichen Rechten
und Pflichten wie Muslime sein.
Drastische Auswirkungen
Nach
Einschätzung des Jerusalemer Franziskanerkustos Pierbattista Pizzaballa hat der andauernde
Krieg in Syrien drastische Auswirkungen auch auf den Libanon, der durch die unzähligen
syrischen Flüchtlinge an die Grenzen seiner Kapazität komme. „Es ist davon auszugehen,
dass die Mehrheit der syrischen Flüchtlinge nicht zurückkehren wird“, so Pizzaballa
in einem Interview vor einer Woche.
Als sehr unterschiedlich beurteilte der
Italiener die Lage der Christen in der Region. Sie stünden als Bürger vor den gleichen
Herausforderungen wie alle. Jedoch hätten Christen in von extremistischen Rebellen
beherrschten Regionen große Probleme, insbesondere im Einflussbereich der Terrorgruppe
„Islamischer Staat“ (IS). Die sich schnell verändernden Extremistengruppen sorgten
zusätzlich für Unsicherheit, so Pizzaballa.
Resigniert zeigte sich der Ordensmann
angesichts der erneuten Welle der Gewalt im israelisch-palästinensischen Konflikt.
Er nehme an, dass die jüngsten Auseinandersetzungen länger dauern werde als die vorherigen.
Auch wenn ein Waffenstillstand folge, sehe er derzeit keinen Weg zu einem stabilen
Frieden.