Die letzten beiden noch lebenden und verhandlungsfähigen Anführer der roten Khmer
sind an diesem Donnerstag von einem Sondergericht von Phnom Penh wegen Verbrechen
gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der Chefideologe
Nuon Chea (88) und der ehemalige Staatspräsident Khieu Samphan (83) seien verantwortlich
gewesen für die Durchsetzung von Beschlüsse der Führung der Roten Khmer unter Diktator
Pol Pot. Beide Angeklagten hätten in einer „kriminellen Vereinigung“ mitgewirkt und
seien mitschuldiga an der Deportation von Millionen von Kambodschanern aus den Städten,
die zu Zwangsarbeit auf dem Land genötigt wurden und an der Ermordung von mindestens
250 hohen Funktionären der von den Roten Khmer gestürzten Regierung von General Lon
Nol. Die Angeklagten können innerhalb von 30 Tagen Berufung gegen das Urteil einlegen.
Youk
Chhang, ein Opfer der Roten Khmer und Leiter des Dokumentationszentrums Kambodscha,
lobte das Urteil. Er sagte der katholischen Nachrichten-Agentur, die Entscheidung
sei „sehr solide“ und ein Sieg der Gerechtigkeit.
Mit dem Urteil ging nach
drei Jahren das erste Teilverfahren im Prozess gegen Nuon Chea und Khieu Samphan zu
Ende. Die Vertreibung der Stadtbevölkerung unmittelbar nach der Machtergreifung der
Roten Khmer im April 1975 stand im Mittelpunkt des Prozesses. Während der vierjährigen
Schreckensherrschaft der Roten Khmer kamen zwischen 1975 und 1979 nach Schätzungen
rund zwei Millionen Kambodschaner durch Mord, Folter, Zwangsarbeit und Hunger ums
Leben.