2014-08-06 14:59:27

Kardinal Schönborn: Mit Kraft der Barmherzigkeit Konflikte lösen


RealAudioMP3 „Nur die Barmherzigkeit kann der Flut des Bösen eine Grenze setzen.“ Diese auf den heiligen Papst Johannes Paul II. zurückgehenden Worte sind die einzig sinnvolle Antwort auf Tragödien, die Menschen in gegenwärtigen Konflikten wie in Syrien, im Irak, in der Ostukraine oder als Missbrauchsopfer erleben, so Kardinal Christoph Schönborn über den bevorstehenden „World Apostolic Congress on Mercy“ (WACOM; 15.-19. August). Barmherzigkeit, die „keine billige Gnade ist“, sondern im Kontext von Wahrheit und Gerechtigkeit steht, ist das Generalthema des internationalen Großkongresses im kolumbianischen Bogota, bei dem der Wiener Erzbischof das Hauptreferat hält.

Kardinal Schönborn sagte am Mittwoch in einem Kathpress-Gespräch, er sehe klarerweise große Notwendigkeit von Barmherzigkeit im Blick auf Konflikte in Familien, und sein Ansatz seien hier „die Vergessenen“: Kinder und die oder der „Zurückgelassene“ in einer gescheiterten Ehe. Der internationale Barmherzigkeitskongress, der dritte nach Rom (2008) und Krakau (2011), werde auf diese Frage auch wegen der im Oktober stattfindenden Familiensonderbischofssynode eingehen. Aber der WACOM behandle insgesamt ein breites Spektrum von Themen. Der Wiener Erzbischof erwähnte dazu gewaltsame Konflikte in Staaten und in urbanen Problemvierteln.

Grundsätzlich stelle er sich die Frage - so Schönborn: „Was heißt Barmherzigkeit in einer Welt, wo jeder strampeln und sich durchsetzen muss, um weiterzukommen?“ Könne „Barmherzigkeit nur als Tugend der Schwachen“ realisiert werden? Dazu komme das Thema „Barmherzigkeit und Wahrheit“. Hier denke er - so der Wiener Erzbischof - sehr stark an die Missbrauchs-Ereignisse in Kirche und Gesellschaft. In den großen Konflikten wie Nahost oder Ukraine, wo die Sprache des Hasses zu vernehmen ist, gehe es darum, eine Alternative zu finden und als ersten Schritt zu hören, was die Bibel, das Evangelium, sage, wenn eine Situation scheinbar ausweglos sei.

Hoffnungssignal im Bürgerkriegsland Kolumbien

Schönborn erinnerte, dass auch das Gastland Kolumbien seit 56 Jahren Schauplatz eines hasserfüllten Bürgerkriegs ist, der schon fünf Millionen Tote forderte. Aktuell gebe es im kubanischen Havanna Friedensgespräche zwischen den FARC-Rebellen und der Regierung. Was erschütternd sei, sei das Täter oder Opfer in fast jeder Familie zu finden seien. Der internationale Barmherzigkeitskongress habe daher im Gastgeberland einen sehr hohen Stellenwert und man erwarte sich konkrete Impulse für die eigene Situation.

Was Barmherzigkeit in der lateinamerikanischen Lebensrealität bedeuten kann, werden beim WACOM in Bogota zentrale Akteure des Friedensprozesses im von Bürgerkrieg gezeichneten Land skizzieren - darunter Kardinal Ruben Salazar, ein in der Arbeit mit den Kriegsopfern beteiligter Rechtsanwalt der Versöhnungskommission und eine Vertreterin der Opferverbände. Auf dem weiteren Programm des Kongresses stehen Vorträge, Gebetsmomente, Gottesdienste und Zeugnisse.

Kardinal Schönborn hält am zweiten Tag einen Vortrag über „Die göttliche Barmherzigkeit - unser Auftrag“. Er wird am Abschlusstag zusätzlich ein Resümee ziehen.

(kap 06.08.2014 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.