Die Attacken der Terrorgruppe
„Islamischer Staat" (IS) gegen Christen beginnen mit voller Härte. Am Samstag verbrannten
Terroristen den Sitz des syrisch-katholischen Bischofs in Mossul im Irak. Das Gebäude
ist restlos zerstört, wie der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Joseph III. Younan
gegenüber Radio Vatikan sagte. Der Patriarch selbst ist in Sicherheit, er hält sich
derzeit in Rom auf; Samstagmorgen traf er Erzbischof Dominique Mamberti, den Sekretär
für die Beziehungen mit den Staaten, also den vatikanischen „Außenminister“. Hier
der Patriarch im Originalton.
„Die letzten Nachrichten sind desaströs.
Wir wiederholen, was wir immer gesagt haben: Man darf Religion und Politik nicht vermischen.
Wenn es Feindseligkeiten gibt zwischen Schiiten, Sunniten und anderen, darf das absolut
kein Grund sein, schuldlose Christen und andere Minderheiten in Mossul und anderswo
zu attackieren. Es ist auch kein Grund, ihre Kultorte, Kirchen, Bischofssitze, Pfarreien
zu zerstören, im Namen einer sogenannten Terrororganisation, die weder auf die Vernunft
noch auf das Gewissen hört. Unser Bischofssitz in Mossul ist vollständig verbrannt:
Manuskripte, Bibliothek, alles. Und sie haben bereits damit gedroht, alle Christen
umzubringen, wenn sie sich nicht zum Islam bekehren. Es ist furchtbar. Das ist eine
Schande für die internationale Gemeinschaft.“
Christen gibt es inzwischen
in Mossul keine mehr, sagte Patriarch Younan. Die letzten rund zehn Familien seien
am Freitag geflohen, wobei die Terroristen ihnen noch an der Grenze der Stadt alle
Habseligkeiten abgenommen hätten. Younan richtete via Radio Vatikan einen verzweifelten
Appell an die Staatengemeinschaft.
„Wir bitten die internationale Gemeinschaft,
den Grundsätzen der Menschenrechte treu zu sein, der Religionsfreiheit, der Gewissensfreiheit.
Wir Christen sind im Irak, in Syrien und im Libanon zu Hause: wir sind nicht importiert
worden, wir sind da seit zwei Jahrtausenden, und so haben wir das Recht, als Menschen
und Bürger jener Länder behandelt zu werden. Sie verfolgen uns im Namen ihrer Religion
und sie drohen nicht bloß, sondern sie machen ihre Drohungen wahr. Sie brennen nieder
und sie ermorden.“
Patriarch Younan zufolge gibt es nur einen Weg, den
Terror der Islamisten zu stoppen: Ihnen die Geldflüsse zu entziehen.
„Man
muss ihnen alle finanziellen Hilfen streichen. Woher beziehen sie ihre Waffen? Von
jenen fundamentalistischen Golfstaaten, unter stillschweigender Billigung westlicher
Politiker, weil diese ihr Öl brauchen. Leider ist es so. Es ist eine Schande.“
Im
Irak lebten vor der Ankunft der US-amerikanischen Streitkräfte 2003 rund eine Millionen
Christen. Nach dem Sturz des Diktators Saddam Hussein kam es zu immer stärkeren Attacken
islamistischer Terroristen gegen die christliche Minderheit im Irak. In zehn Jahren
verließen mehr als die Hälfte der Christen ihr Land, andere flüchteten in den Norden
und gelten damit als interne Vertriebene.