2014-07-16 08:44:09

Islamische Theologie an der katholischen Fakultät: „Das Religiöse ist immer auch politisch“


Folge 2: RealAudioMP3 Fribourg – wir sind noch in der Westschweizer Stadt, die beide Sprachen spricht, Deutsch und Französisch. Das merkt man auch an der Universität hier, hier hat die katholische Theologie zwei Abteilungen, für jede der Sprachen eine. Aber deswegen sind wir nicht hier. Wir sind auf dem Weg zum Rektor der Hochschule, Dominikanerpater Guido Vergauwen. Er ist dabei, ein Zentrum für islamische Theologie zu etablieren, und zwar an seiner Fakultät, der Fakultät für katholische Theologie. Theologie sei auch immer politisch, sagt der Theologe, bei dem Zentrum gehe es deswegen nicht nur um reine Wissenschaft, sondern auch um Dialog, um gegenseitigen Respekt und um das sich Begegnen auf Augenhöhe.

„Das Religiöse ist immer auch politisch“, sagt Pater Guido. „Tatsächlich ist das Projekt langfristig aus Fragen entstanden, die zu tun haben mit der Integration der islamischen Bevölkerung. Natürlich kommen dann sofort auch politische Rückfragen, die mit der Integration zusammen hängen.“ Das mit der Theologie beginnt also politisch, mit einer Bundesparlamentsinitiative 2009, es sollte um eine „Schweizerisierung“ der Muslime gehen, sagt Pater Guido. Von diesen rein politischen Absichten hat sich das Projekt aber seitdem emanzipiert. Auch wenn es noch nicht Realität ist – die politischen Rückfragen, von denen der Rektor spricht, sind ganz konkrete Anfragen einer Schweizer Partei – geht es doch einen wissenschaftlichen, nicht einen politischen und damit verzweckten Weg.

Die Idee: Ein Zentrum „Zentrum für Glauben und Gesellschaft“ einzurichten, an dem fest ein katholischer Theologe mit Spezialisierung doziert – an einer katholischen Fakultät muss das so sein – und dazu ein muslimischer Gelehrter als Gastprofessor unterrichtet. Es soll außerdem ein Schweizer Zentrum werden, erklärt Vergauwen noch, kein Fribourger. Es gehe das ganze Land an. „Es geht darum, dass Moslems in der Schweiz, immerhin 4,9 % der Bevölkerung; dass diese Menschen die hier leben und arbeiten, die ihre Kinder hier erziehen auch an einem Ort die Möglichkeit haben, sich selbst und ihre Religion auszulegen. Und dazu braucht es nicht einfach eine rein theoretische Auseinandersetzung mit dieser Religion, das wäre Islamwissenschaft, sondern wirklich islamische Theologie.“

(rv 16.07.2014 ord)








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