Kardinal Woelki: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge
Dass er hier jetzt
„keine Regierungserklärung“ abgeben wolle, stellte der ernannte Erzbischof von Köln
direkt am Anfang klar: Kardinal Rainer Maria Woelki äußerte sich an diesem Samstag,
einen Tag nach seiner Ernennung zum neuen Erzbischof der Rheinmetropole, in einer
Pressekonferenz an seinem neuen Bischofssitz. Was dem Kardinal für sein neues Amt
vorschwebt, konnte man aus der eine gute halbe Stunde dauernden Erklärung dann aber
doch heraushören: die Zuwendung zu Menschen am Rande der Gesellschaft, der Dialog
der Religionen und eine Stärkung des Glaubens.
Es ist eine Rückkehr in die
Heimat „mit einem weinenden und einem lachenden Auge“ – Woelki bezeichnete die Ernennung
zum neuen Kölner Erzbischof als „große Ehre und Verantwortung“ und dankt in diesem
Zusammenhang Papst Franziskus. Er bekundete aber auch Bedauern über den nahenden Abschied
aus Berlin. Seine Berliner Zeit habe ihn „geprägt“ und er habe „viel gelernt“, immer
habe er aber innerlich Köln die Treue gehalten, gab der Kardinal seine gemischten
Gefühle wieder: „Ich bin Kölner geblieben, auch wenn ich ein Berliner geworden
bin. Ich habe in den drei Jahren, in denen ich in Berlin war, nie meine Herkunft verleugnet.
Ich bin immer dem FC treu geblieben und habe es nie bestritten, dass ich auf meine
Heimat stolz bin. (…) Berlin ist sehr gut und erfahren darin, Migranten aus aller
Welt zu integrieren.“
Womit der Kardinal auch auf die vielen Einwanderer
in der deutschen Hauptstadt angespielt haben dürfte. Er selbst hatte sich im internationalen
Viertel Wedding, wo er in einer Mietwohnung lebte, oft unters Volk gemischt. „Auch
im Erzbistum Köln ist das hier keine Insel der Seligen. Ich denke, auch hier im Erzbistum
Köln ist Lampedusa präsent“, schlug Woelki die Brücke nach Köln: „Ich habe
zu lange in Köln gelebt und auch im Erzbistum gearbeitet, als dass ich nicht wüsste,
dass es auch im Erzbistum Köln Wedding und Neuköln gibt. Als Kirche und ihre Caritas
sind wir aufgerufen, auch in diese Gegenden zu gehen.“ Im Unterschied zu Köln
wachse die Zahl der Katholiken im Erzbistum Berlin, unterstrich Woelki. In mancher
Hinsicht könne auch die Kirche in katholischen Hochburgen von den Erfahrungen der
Christen in der Diaspora lernen, merkte der Kardinal hier an:
„Kirche in
der Diaspora ist stark. Wer sein Christsein in der Diaspora lebt, ist viel stärker
in der Situation, sich dazu auch bekennen zu müssen. Davor habe ich großen Respekt.
Zudem glaube ich, dass die Situation eher ähnlich als unähnlich ist zwischen dem Rom
des Nordens und der sog. Hauptstadt des Atheismus, dem angeblich gottlosen Berlin.“
Religion
müsse ihren Platz in der Gesellschaft in Köln weniger behaupten als in Berlin, aber
auch in der Domstadt wolle er dafür kämpfen, dass sie „nie und nimmer Privatsache“
sei, betonte Woelki.
„Religion und Glaube und Kirche ist von gesellschaftlicher
Bedeutung und Relevanz, und unsere bundesrepublikanische Gesellschaft hätte hier heute
nicht ihre Gestalt ohne das Christentum, ohne das Evangelium und ohne den aktiven
Beitrag der Kirchen.“ Genauso wolle er sich um ein „gutes geschwisterliches
ökumenisches Miteinander“ bemühen, so der designierte Erzbischof von Köln, der an
seine neue Gemeinde appellierte: „Ohne Sie alle bin ich als Bischof verloren,
das habe ich in Berlin gelernt. (…) Auch wenn ich schweren Herzens gehe, freue ich
mich auf jeden Einzelnen und jede Einzelne hier in unserem Erzbistum Köln.“
Dank
an Kardinal Meisner Seinem Vorgänger Kardinal Joachim Meisner sprach Woelki
Dank aus: Meisner habe ihm das größte deutsche Erzbistum in einer guten Verfassung
übergeben. Es sei „sehr gut vorbereitet für die zukünftigen Herausforderungen“. Sein
Vorgänger habe die Kölner Erzdiözese und die katholische Kirche in Deutschland in
25 Jahren „geprägt wie kaum ein anderer vor ihm“, betonte Woelki. Der tiefe Glaube
und das Gebetsleben Meisners hätten ihm imponiert, fuhr Woelki aus Nachfrage fort.
Beeindruckt habe ihn auch, dass Meisner sich stets als Zeuge des Glaubens verstanden
und entsprechend gehandelt habe. Deshalb habe er auch oft den Mut gehabt, unbequeme
Wahrheiten zu sagen und die Kritik daran auszuhalten. Dafür gebühre dem Alt-Erzbischof
Dank und Anerkennung.
Der frühere Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner
sagte seinem Nachfolger Loyalität und Unterstützung zu. Meisner hatte Woelki telefonisch
zu seinem neuen Amt gratuliert, wie Woelki am Samstag erzählte. Zugleich habe Meisner
ihm gesagt, „dass er nun Rentner sei“ und loyal zum neuen Erzbischof stehe. Er biete
ihm an, bei Firmungen, Gottesdiensten und ähnlichem auszuhelfen, soweit seine Kräfte
reichten.
Woelki zieht ins Bischofshaus Anders als in Berlin
wird Kardinal Rainer Maria Woelki in seinem neuen Amt als Kölner Erzbischof nicht
mehr in einer Mietwohnung leben. Er werde das unter Kardinal Josef Frings erbaute
Bischofshaus in Domnähe bewohnen, erklärte Woelki am Samstag in Köln. In dem Haus
hatten nach Frings auch die Kölner Erzbischöfe Joseph Höffner und Joachim Meisner
gewohnt. Woelki betonte, das Kölner Bischofshaus sei funktional und kein Prachtbau
wie manche Residenz im Süden Deutschlands. In Berlin sei er vor allem deshalb nicht
in die zentral gelegene Bischofsresidenz gezogen, weil diese renovierungsbedürftig
sei. Stattdessen bezog Woelki dann eine Mietwohnung im Arbeiter- und Migrantenbezirk
Berlin-Wedding.
Weiter Unterstützung für Umbau der Hedwigs-Kathedrale
Woelki kündigte weiter an, dass er den Umbau der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale
auch von Köln aus unterstützen werde. Als Erzbischof von Berlin hatte Woelki einen
tiefgreifenden Umbau der Bischofskirche in Berlin-Mitte eingeleitet. Er trage die
Hauptstadtkathedrale auch in seinem neuen Amt „im Herzen“ und werde sich in der Deutschen
Bischofskonferenz weiter dafür einsetzen, dass die katholische Präsenz in Berlin gestärkt
werde, so Woelki.