2014-07-12 15:13:46

Kardinal Woelki: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge


RealAudioMP3 Dass er hier jetzt „keine Regierungserklärung“ abgeben wolle, stellte der ernannte Erzbischof von Köln direkt am Anfang klar: Kardinal Rainer Maria Woelki äußerte sich an diesem Samstag, einen Tag nach seiner Ernennung zum neuen Erzbischof der Rheinmetropole, in einer Pressekonferenz an seinem neuen Bischofssitz. Was dem Kardinal für sein neues Amt vorschwebt, konnte man aus der eine gute halbe Stunde dauernden Erklärung dann aber doch heraushören: die Zuwendung zu Menschen am Rande der Gesellschaft, der Dialog der Religionen und eine Stärkung des Glaubens.

Es ist eine Rückkehr in die Heimat „mit einem weinenden und einem lachenden Auge“ – Woelki bezeichnete die Ernennung zum neuen Kölner Erzbischof als „große Ehre und Verantwortung“ und dankt in diesem Zusammenhang Papst Franziskus. Er bekundete aber auch Bedauern über den nahenden Abschied aus Berlin. Seine Berliner Zeit habe ihn „geprägt“ und er habe „viel gelernt“, immer habe er aber innerlich Köln die Treue gehalten, gab der Kardinal seine gemischten Gefühle wieder:
„Ich bin Kölner geblieben, auch wenn ich ein Berliner geworden bin. Ich habe in den drei Jahren, in denen ich in Berlin war, nie meine Herkunft verleugnet. Ich bin immer dem FC treu geblieben und habe es nie bestritten, dass ich auf meine Heimat stolz bin. (…) Berlin ist sehr gut und erfahren darin, Migranten aus aller Welt zu integrieren.“

Womit der Kardinal auch auf die vielen Einwanderer in der deutschen Hauptstadt angespielt haben dürfte. Er selbst hatte sich im internationalen Viertel Wedding, wo er in einer Mietwohnung lebte, oft unters Volk gemischt.
„Auch im Erzbistum Köln ist das hier keine Insel der Seligen. Ich denke, auch hier im Erzbistum Köln ist Lampedusa präsent“, schlug Woelki die Brücke nach Köln: „Ich habe zu lange in Köln gelebt und auch im Erzbistum gearbeitet, als dass ich nicht wüsste, dass es auch im Erzbistum Köln Wedding und Neuköln gibt. Als Kirche und ihre Caritas sind wir aufgerufen, auch in diese Gegenden zu gehen.“
Im Unterschied zu Köln wachse die Zahl der Katholiken im Erzbistum Berlin, unterstrich Woelki. In mancher Hinsicht könne auch die Kirche in katholischen Hochburgen von den Erfahrungen der Christen in der Diaspora lernen, merkte der Kardinal hier an:

„Kirche in der Diaspora ist stark. Wer sein Christsein in der Diaspora lebt, ist viel stärker in der Situation, sich dazu auch bekennen zu müssen. Davor habe ich großen Respekt. Zudem glaube ich, dass die Situation eher ähnlich als unähnlich ist zwischen dem Rom des Nordens und der sog. Hauptstadt des Atheismus, dem angeblich gottlosen Berlin.“

Religion müsse ihren Platz in der Gesellschaft in Köln weniger behaupten als in Berlin, aber auch in der Domstadt wolle er dafür kämpfen, dass sie „nie und nimmer Privatsache“ sei, betonte Woelki.

„Religion und Glaube und Kirche ist von gesellschaftlicher Bedeutung und Relevanz, und unsere bundesrepublikanische Gesellschaft hätte hier heute nicht ihre Gestalt ohne das Christentum, ohne das Evangelium und ohne den aktiven Beitrag der Kirchen.“
Genauso wolle er sich um ein „gutes geschwisterliches ökumenisches Miteinander“ bemühen, so der designierte Erzbischof von Köln, der an seine neue Gemeinde appellierte:
„Ohne Sie alle bin ich als Bischof verloren, das habe ich in Berlin gelernt. (…) Auch wenn ich schweren Herzens gehe, freue ich mich auf jeden Einzelnen und jede Einzelne hier in unserem Erzbistum Köln.“

Dank an Kardinal Meisner
Seinem Vorgänger Kardinal Joachim Meisner sprach Woelki Dank aus: Meisner habe ihm das größte deutsche Erzbistum in einer guten Verfassung übergeben. Es sei „sehr gut vorbereitet für die zukünftigen Herausforderungen“. Sein Vorgänger habe die Kölner Erzdiözese und die katholische Kirche in Deutschland in 25 Jahren „geprägt wie kaum ein anderer vor ihm“, betonte Woelki. Der tiefe Glaube und das Gebetsleben Meisners hätten ihm imponiert, fuhr Woelki aus Nachfrage fort. Beeindruckt habe ihn auch, dass Meisner sich stets als Zeuge des Glaubens verstanden und entsprechend gehandelt habe. Deshalb habe er auch oft den Mut gehabt, unbequeme Wahrheiten zu sagen und die Kritik daran auszuhalten. Dafür gebühre dem Alt-Erzbischof Dank und Anerkennung.

Der frühere Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner sagte seinem Nachfolger Loyalität und Unterstützung zu. Meisner hatte Woelki telefonisch zu seinem neuen Amt gratuliert, wie Woelki am Samstag erzählte. Zugleich habe Meisner ihm gesagt, „dass er nun Rentner sei“ und loyal zum neuen Erzbischof stehe. Er biete ihm an, bei Firmungen, Gottesdiensten und ähnlichem auszuhelfen, soweit seine Kräfte reichten.

Woelki zieht ins Bischofshaus
Anders als in Berlin wird Kardinal Rainer Maria Woelki in seinem neuen Amt als Kölner Erzbischof nicht mehr in einer Mietwohnung leben. Er werde das unter Kardinal Josef Frings erbaute Bischofshaus in Domnähe bewohnen, erklärte Woelki am Samstag in Köln. In dem Haus hatten nach Frings auch die Kölner Erzbischöfe Joseph Höffner und Joachim Meisner gewohnt. Woelki betonte, das Kölner Bischofshaus sei funktional und kein Prachtbau wie manche Residenz im Süden Deutschlands. In Berlin sei er vor allem deshalb nicht in die zentral gelegene Bischofsresidenz gezogen, weil diese renovierungsbedürftig sei. Stattdessen bezog Woelki dann eine Mietwohnung im Arbeiter- und Migrantenbezirk Berlin-Wedding.

Weiter Unterstützung für Umbau der Hedwigs-Kathedrale
Woelki kündigte weiter an, dass er den Umbau der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale auch von Köln aus unterstützen werde. Als Erzbischof von Berlin hatte Woelki einen tiefgreifenden Umbau der Bischofskirche in Berlin-Mitte eingeleitet. Er trage die Hauptstadtkathedrale auch in seinem neuen Amt „im Herzen“ und werde sich in der Deutschen Bischofskonferenz weiter dafür einsetzen, dass die katholische Präsenz in Berlin gestärkt werde, so Woelki.

(domradio/kna/rv 14.07.2014 pr)









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