2014-07-10 12:12:43

Israel/Palästina: Zwischen Wahrheit und Medien


RealAudioMP3 „Gewalt bringt nur weitere Gewalt hervor“, so der warnende Aufruf der katholischen Kirche in Israel, Palästina und Jordanien. In einem Statement der Friedenskommission des Heiligen Landes appellierten sie gleichermaßen an Israelis und Palästinensern, nicht weiterhin „Öl in das lodernde Feuer zu gießen“. Währenddessen passiert genau das im Nahen Osten. Die Kämpfe gehen weiter, die Sirenen ertönen und Raketen werden abgeschossen von beiden Seiten – Menschen werden getroffen. Die Zahlen der Raketenangriffe nimmt zu. Mindestens 60 Menschen sind bereits in Palästina gestorben, aus Israel wurden bisher keine Toten vermeldet, berichten Nachrichtenagenturen. Eine nicht unwichtige Rolle in dieser Krise spielen Medien und vor allem Soziale Medien. Es kommt auf beiden Seiten zusätzlich zu einem medialen Krieg, meint Iris Lanchiano, sie schreibt für ein jüdisch-österreichisches Magazin aus Tel Aviv, zu Radio Vatikan.

„Man muss die Post auf Facebook kritisch betrachten. Es werden oft voreilig Sachen geteilt, die eher an Propaganda erinnern als an Informationen. Generell sollte man wachsam sein und Postings hinterfragen. Man sollte immer kritisch bleiben. In den sozialen Netzwerken kann jeder alles online stellen. Und das ist leider auch ein Problem."

Der Nachrichtensender BBC beispielsweise hat darauf aufmerksam gemacht, dass auf Twitter Fotos geteilt wurden, die aus Israel stammen sollen, aber in Wirklichkeit in Syrien oder Irak geschossen wurden. Hashtags wie #freepalestine, #prayforpalestine, #freegaza, #israelunderattack, #operationprotectivedge sind derzeit weltweit im Trend. Fotos und Videos von verletzten Menschen, bombardierten Häusern, blutüberströmten Kindern werden tausendfach geteilt. Unter den Postings findet man auch Hasstiraden von palästinensischer Seite, sowie auch von israelischer Seite. Gegenseitige Beschuldigungen, Darstellungen von Palästinensern als Terroristen, sowie von Israelis als brutalen Mördern. Diese Postings haben eine große propagandistische Macht und Kraft. Der sogenannte IDF-Twitterkanal, das offizielle Sprachrohr der Verteidigungsstreitkräfte von Israel, twittert beispielsweise aktuelle Zahlen der Raketen die auf Israel fallen. Palästinensische Kanäle twittern über Zahlen der Toten. Im Konflikt zwischen Israel und Palästina bekommen die Plattformen wie Facebook und vor allem Twitter eine weitere Funktion. Die modernen Informationskanäle werden zu einem Machtinstrument, einem Propagandamittel auf beiden Seiten. Aber soziale Medien können auch helfen: aufklären, informieren und warnen.

„Man versucht natürlich die Öffentlichkeit zu informieren - vor allem mit Hashtags #Operationprotective edge,# iraelunderfire, #gazaunderattack, #gazaunderfire - auch das israelisch Heer und Politiker informieren die Menschen, was gerade passiert und wo Bomben einschlagen."

Hetzerische Fotos und Sprüche sind jedoch nicht die Ausnahme, sondern leider die Regel. Menschen auf beiden Seiten sind in ihrer derzeitigen Lage dafür mehr als empfänglich, meint Lanchiano.

„In der Situation, in welcher man von Raketen beschossen wird, ist der erste Gedanke Sicherheit. Man möchte in Sicherheit sein, man fühlt sich beschützt durch das Raketen Abwehr System Iron Dome, aber natürlich kommen die Diskussionen auf, wie das nun weitergehen soll. Israel bombardiert Gaza, Gaza schießt Raketen auf Israel, wie geht das weiter? Wann wird endlich wieder Frieden herrschen im Nahen Osten?"

Der Frieden ist nicht in Sicht. Israel geht weiter mit Härte gegen die Hamas vor und antwortet mit Angriffe aus der Luft gegen den Raketenbeschuss auf Israel. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon mahnte die Konfliktparteien zur Zurückhaltung und warnte vor einem „ausufernden Krieg“. Der UNO-Sicherheitsrat tagt an diesem Donnerstag zu dem ausufernden Konflikt im Nahen Osten.

„Es gibt eine starke Rechte, so wie auch eine starke Linke. Leider sind die Menschen empfänglich in Kriegssituationen für die Rechte Seite. Wenn man in einer Stadt lebt, die bombardiert wird, dann denken viele nicht darüber nach, was passiert eigentlich auf der anderen Seite. Aber in solchen Situationen wird immer stärker klar, dass wir einen Frieden brauchen, denn so kann man nicht weitermachen."

(rv 10.07.2014 no)








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