Über den Teufel spricht
Papst Franziskus nicht selten, für Menschen des westlichen Kulturkreises sogar irritierend
oft. In seinem Pontifikat hat die vatikanische Kleruskongregation nun erstmals eine
„Internationale Vereinigung der Exorzisten“ anerkannt. Rund 250 Exorzisten, im Volksmund:
„Teufelsaustreiber“, aus 30 Ländern gehören der Vereinigung an. Pater Francesco Bamonte
von der Kongregation „Diener des Unbefleckten Herzens Mariens“ ist Exorzist der Diözese
Rom und Präsident des neuen Zusammenschlusses.
„In der langen Geschichte
der Kirche gab es noch nie einen internationalen Zusammenschluss der Exorzisten: das
ist auch ein Zeichen der Zeit. Der Heilige Geist hat als Antwort auf besondere Bedürfnisse
unserer Epoche eine immer lebendigere Bewusstseinsbildung in der Kirche darüber geschaffen,
dass unter Jesu Geboten an die Kirche auch jenes ist, in seinem Namen Dämonen auszutreiben.“
Die „Internationale Vereinigung der Exorzisten“ will die Aus- und Fortbildung
von Exorzisten fördern und nationale und internationale Treffen organisieren, auch
mit kompetenten Ärzten und Psychiatern, führte Pater Bamonte aus. Die Anwesenheit
eines Exorzisten in einer Diözese hält er für „sehr wichtig“.
„Fehlt er,
wenden sich die Leute oft an Zauberer, Kartenleger oder Sekten. Auch ist es eine leere
Angst zu denken, wenn die Leute von der Anwesenheit eines Exorzisten in ihrer Diözese
wissen, seien sie mehr in Versuchung, sich als Opfer teuflischer Besessenheit zu fühlen.
Die erste Sorge eines jeden vernünftigen Exorzisten ist es, zu vermeiden, die Illusion
einer Besessenheit zu schaffen oder beizubehalten, wenn sie nicht vorliegt. Der Exorzist
ist in erster Linie ein Evangelisator und ein Priester. Deshalb bemüht er sich, was
auch immer der Grund des Übels ist, an dem der Betreffende leidet, Gelassenheit und
Frieden zu verbreiten, Gottvertrauen und Hoffnung auf die Gnade Gottes. Und dort,
wo er wirklich einen Fall einer Besessenheit feststellt, wird er jene Brüder und Schwestern
mit Demut, Glaube und Nächstenliebe begleiten, um sie im Kampf zu unterstützen, um
sie zu ermutigen auf dem harten Weg der Befreiung und in ihnen die Hoffnung neu zu
beleben.“
Pater Bamonte beklagt, das Phänomen der Besessenheit werde von
mancher Seite eher unterschätzt.
„Ich treffe Männer und Frauen, die geistig
völlig gesund sind und – wenn sie wirklich vom Teufel besessen sind – gleichzeitig
unvorstellbare Leiden haben. Einem solchen Leiden gegenüber kann man nicht gleichgültig
bleiben. Ich wünsche mir aufrichtig, dass viele Mitbrüder im Priesteramt sich diese
dramatische Realität klar machen, die oft verkannt oder unterschätzt wird. Teufelsaustreibung
ist eine Form der Nächstenliebe, zum Wohl der Leidenden.“
Jede Diözese
der Weltkirche muss – so lautet die kirchliche Vorgabe – zumindest einen Exorzisten
haben. Einige Bistümer bieten eine Art Erstaufnahmezentrum für Menschen, die sich
vom Teufel besessen glauben, referiert Pater Bamonte.
„Die Priester werden
dort unterstützt von Freiwilligenteams aus Ärzten, die in Psychiatrie und Psychotherapie
ausgebildet sind. Auch wenn die Zahl jener zunimmt, die um einen Exorzismus bitten,
sind die ernsten Fälle, die tatsächlich des Eingriffs eines Exorzisten bedürfen, ziemlich
begrenzt im Vergleich zur Zahl der Anrufe. Wer in diesen Zentren anruft, sucht oft
keinen Exorzisten, sondern hat sich vom Glauben entfernt. Dann gibt es jene, die medizinische
Probleme mit Problemen spiritueller Art verwechseln. Das bekräftigen die Ärzte, die
in diesen Einrichtungen beraten.“
Papst Franziskus hat in seinen Predigten
wiederholt vom Teufel gesprochen. Außerdem schickte er vergangenen September eine
Botschaft an eine Tagung italienischer Exorzisten, worum Pater Bamonte den Papst gebeten
hatte. Franziskus drückte darin seine „Wertschätzung für den kirchlichen Dienst“ jener
aus, die mit dem Amt des Exorzismus betraut sind.
„Oft hat Papst Franziskus
beschrieben, wie die Dämonen durch die Versuchung eintreten und die Menschen von Christus
trennen. Sie wollen, dass wir wie sie werden, sie lehnen die Heiligkeit Christi in
uns ab, sie wollen nicht unser christliches Zeugnis, sie wollen nicht, dass wir Jünger
Jesu sind. Auch hat der Papst darüber gesprochen, dass die Dämonen – die abstoßend
sind – sich als Engel des Lichtes verkleiden und attraktiv werden, um die Menschen
besser täuschen zu können. Jesus zeigt uns im Evangelium, wie wir kämpfen sollen,
und mit seiner Gnade besiegen wir die Dämonen. Das Bild der Kirche als „Feldlazarett,
das die Wunden aller heilt“, wie Franziskus sagt, scheint besonders geeignet für die
Aufgabe des Exorzisten. Sie sind dazu gerufen, so wie der gute Samariter zu sein,
den Jesus in seinem Gleichnis beschreibt, der den Brüdern beisteht, die vom Bösen
zerrissen sind.“
Gegenmittel gegen den Teufel gibt es einige, sagt der
römische Exorzist.
„Eine mächtige Waffe ist zunächst das Lesen des Wortes
Gottes; Papst Franziskus lädt uns ja dazu ein, immer ein kleines Taschen-Evangelium
bei uns zu tragen. Das Wort Gottes sinkt gewissermaßen in uns ab, lebt, handelt, erfüllt
uns mit der Gnade des Heiligen Geistes. Dann der Rosenkranz, das Sich-Anvertrauen
an die Muttergottes, die der Teufel besonders hasst. Weiter die häufige Beichte: unsere
Sünden beichten und Gott um die Kraft bitten, sie nicht wieder zu begehen. Die Teilnahme
an der Wochentagsmesse. Und dann der Kampf gegen unsere Laster, der Kampf gegen das,
was die Erbsünde in uns anrichtet, um den Neuen Menschen in Christus triumphieren
zu lassen.“