2014-06-29 11:05:10

Kardinal Kasper: Das Fest Peter und Paul – ein ökumenischer Auftrag


„Unsere Uneinigkeit schadet der Sache des Evangeliums und ist ein Skandal vor der Welt. So hat es vor 50 Jahren das II. Vatikanische Konzil klipp und klar gesagt. Das Fest Peter und Paul sollte uns an unsere ökumenische Verpflichtung erinnern und uns ermutigen, gemeinsam den Aufbruch neu zu wagen.“ Das betont Kardinal Walter Kasper anlässlich des römischen Patronatsfestes Peter und Paul an diesem Sonntag. Das Fest Peter und Paul enthalte „einen noch nicht eingelösten ökumenischen Auftrag“, der heute dringender sei als je, so der Kardinal mit Blick auf den katholisch-evangelischen Dialog in einem Beitrag für Radio Vatikan.

Wir dokumentieren hier den Beitrag im Volltext und in einer Audioversion:

RealAudioMP3 Das Fest Peter und Paul ist das Patronatsfest der Stadt Rom. Denn Petrus und Paulus haben in Rom gewirkt, sie haben in Rom den Märtyrertod erlitten und mit ihrem Blut den Boden Roms getränkt. Seit frühsten Jahrhunderten werden ihre Gräber in Rom verehrt. Unter der Peterskuppel das Grab des Apostels Petrus und in St. Paul draußen vor den alten römischen Stadtmauern wurde in jüngster Zeit der Sarkophag des Apostels Paulus freigelegt.
Die Bedeutung der Apostel Petrus und Paulus reicht weit über Rom und über die römisch-katholische Kirche hinaus. Sie betrifft die gesamte Christenheit. Denn alle Kirchen stehen auf dem gemeinsamen Fundament der Apostel. Alle Kirchen müssen sich immer wieder neu an ihm messen und auf diesem Fundament die Kirche in die Zukunft hinein aufbauen. Alle müssen wie Petrus und Paulus lebendige, mutige, dynamische, missionarische Kirche sein, eine Kirche im Aufbruch, wie Papst Franziskus sagt.
So ist das Fest Peter und Paul eine ökumenische Herausforderung. Beide Apostel waren bei aller Gemeinsamkeit recht verschieden. Sie sind sogar in heftigen Streit geraten. Dann haben sie sich als Zeichen der Versöhnung die Hand gereicht und haben auf unterschiedlichen Wegen den gemeinsamen Glauben an Jesus Christus bezeugt.
Auf Paulus bezieht sich vor allem die evangelische Christenheit. Bei ihm fand Martin Luther die Lehre von der Rechtfertigung im Glauben, d.h. die Botschaft, dass wir nicht aufgrund unserer guten Werke gerettet werden, sondern aufgrund der Gnade und Barmherzigkeit Gottes. Über diese Lehre haben sich evangelische und katholische Christen über 400 Jahre lang gespalten. Heute sind wir uns, Gott sei Dank, in den Grundzügen dieser Lehre einig. Besonders Papst Franziskus hat die Barmherzigkeit Gottes in befreiender Weise ganz ins Zentrum seiner Predigt gerückt.
Für die katholische Kirche ist Petrus wichtig geworden. Auch er lebte ganz aus der Barmherzigkeit. Er hat den Herrn verraten. Trotzdem hat ihm der Herr noch am Abend vor seinem Tod den Auftrag gegeben, seine Brüder zu stärken. Er hat ihm den Namen Petrus gegeben und ihn sozusagen zum Felsen gemacht.
Über die Auslegung dieser Worte haben sich die Kirchen gespalten. Die Schuld liegt auf allen Seiten. Heute machen wir Anstrengungen, den Graben zu überwinden. Schon Papst Johannes Paul II. hat die anderen Christen eingeladen, mit ihm in einen Dialog einzutreten, wie das Petrusamt heute in einer Weise ausgeübt werden kann, dass es für alle akzeptabel ist. Papst Franziskus hat diese Einladung jüngst bei seiner Begegnung mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus wiederholt. Einzelne, allerdings noch zaghafte Schritte wurden bereits gemacht; aber leider sind wir noch lange nicht am Ziel, dass wir uns wie damals Petrus und Paulus die Hand reichen, um dann auf unterschiedlichen Wegen das eine und selbe Evangelium zu bezeugen.
So enthält das Fest Peter und Paul einen noch nicht eingelösten ökumenischen Auftrag, der heute dringender ist als je. Unsere Uneinigkeit schadet der Sache des Evangeliums und ist ein Skandal vor der Welt. So hat es vor 50 Jahren das II. Vatikanische Konzil klipp und klar gesagt. Das Fest Peter und Paul sollte uns an unsere ökumenische Verpflichtung erinnern und uns ermutigen, gemeinsam den Aufbruch neu zu wagen.



(rv 29.06.2014 sk/pr)







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