Papstpredigt: Vorsicht vor Eiferern, Moralisten und Umstürzlern
Das Volk folgt Jesus,
weil es in ihm den Guten Hirten erkennt. Das sagte Papst Franziskus an diesem Donnerstag
bei seiner traditionellen Frühmesse in Santa Marta. Dabei warnte der Papst vor verschiedenen
Kategorien von Menschen, die den Glauben zweckentfremden: jene, die ihn auf Moralismus
reduzieren, eine politische Befreiung verfolgen oder sich mit der Macht arrangieren.
Die Pharisäer etwa hätten aus dem Kult Gottes „eine Ansammlung von Geboten“ gemacht;
die Sadduzäer hätten den Glauben verloren und sich Politikern und Wirtschaftsmächten
angedient; die Zeloten suchten die politische Befreiung des jüdischen Volkes von der
römischen Besatzung, und die Essener, fromme Mönche, seien in ihrem Dienst der Selbsthingabe
an Gott allzu weit weg vom Volk abgedriftet. Dann aber sei Jesus gekommen, und die
Menschen waren erstaunt und folgten ihm, weil seine Botschaft ihr Herz berührte. „Er
schämte sich nicht, mit den Sündern zu sprechen und sie zu besuchen“, so der Papst.
„Und deshalb folgte das Volk Jesus: weil er der Gute Hirte war. Er war
ein Hirte, der die Sprache seines Volkes sprach, er wusste sich verständlich zu machen,
er sagte die Wahrheit, die Dinge Gottes: er verhandelte die Dinge Gottes nicht! Sondern
er sagte sie so, dass das Volk die Dinge Gottes liebte. Deshalb folgten sie ihm.“
Jesus
habe sich nie vom Volk entfernt, so wie er sich nie vom Vater entfernt habe. Franziskus
lud dazu ein, darüber nachzudenken, wem wir gerne folgen:
„Wem folge ich
gerne? Jenen, die mir etwas über abstrakte Dinge erzählen oder von moralischen Einzelfällen;
jenen, die sich das Volk Gottes nennen, aber keinen Glauben haben und sich alles mit
den politischen und wirtschaftlichen Mächten ausmachen; jenen, die sogenannte Befreiungskriege
führen, aber am Ende nicht der Weg des Herrn sind; oder folge ich gerne einem fernen
Kontemplativen? Wem folge ich gerne?“