Experte zum Allah-Verbot in Malaysia: Angst vor Proselytismus
Hintergrund des Allah-Verbotes für die katholische Wochenzeitung „Herald“ in Malaysia
ist die Angst vor Proselytismus. So ordnet Christoph Marcinkowksi vom päpstlichen
Missionswerk Missio in Aachen das Urteil vom Montag ein: Das Oberste Gericht des muslimisch
dominierten Landes hatte in dritter Instanz bestätigt, dass die Zeitschrift Gott nicht
mehr mit „Allah“ bezeichnen dürfe. Zur Frage war seit 2009 ein Rechtsstreit in Gang.
„Die Malaien befürchten, dass Menschen abgeworben werden und vielleicht
anderen Religionsgemeinschaften zuwandern. In dem Fall eben den Christen. Aber auch
schiitische Muslime sind nicht gern gesehen unter den Malaien, weil sie eben auch
die malaische Gemeinschaft ,gefährden‘ könnten. Zumindest wird es so propagiert. Die
Politik ist sehr stark ethnisch gefärbt. Es ist noch ein langer Weg, bis Malaysia
zu einer wirklich gemeinsamen Nation finden kann."
Seit Malaysia 1957 unabhängig
wurde, seien ethnischen Konflikte immer präsent gewesen, berichtet Marcinkowksi. „Allah“
sei ein Begriff der Muslime, aber auch die Christen im arabischen Raum verwendeten
das Wort schon seit Jahrhunderten. Die Religionspolitik im Land sei stark parteiisch,
so der Experte:
„Malaysia ist ein multiethnisches und multireligiöses Land.
Nur etwas mehr als 60 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, der Rest sind Nicht-Muslime.
Das Staatsoberhaupt muss von der Verfassung her ein Moslem sein. 99 Prozent sind Malaien.
Die Religionspolitik ist zugleich auch eine ethnische Politik: Es geht dabei darum,
die Vorherrschaft der Malaien aufrecht zu halten – und diese Vorherrschaft ist auch
rechtlich gegeben.“
Malaien würden „per Gesetz“ bevorzugt, führt der Experte
aus – etwa bei Kreditvergaben oder Behördengängen. Der Vorsitzende der Malaysischen
Bischofskonferenz, Bischof Paul Tan von Melaka-Johor, hatte im Kontext des Allah-Urteils
die „mangelnde Unparteilichkeit der Richter“ beklagt. Das Urteil betreffe jedoch ausschließlich
die Veröffentlichungen des „Herald“. „Es bedeutet nicht, dass andere Nichtmuslime
den Begriff Allah nicht benutzen dürfen“, präzisierte der Bischof. Die interkonfessionelle
„Christliche Föderation in Malaysia“ befürchtet, dass das urteil „negative Auswirkungen
auf die Religionsfreiheit für Christen in Malaysia“ haben kann.