Der Waffenstillstand in Südsudan ist „mehr als zerbrechlich“. Dies berichtete der
EKD-Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider, der vom 16. bis 21. Juni mit einer EKD-Delegation
in die Krisenregion reiste. Schneider bezog sich dabei sowohl auf den islamisch dominierten
Sudan, als auch in den christlich geprägten Südsudan. Laut Schätzungen der Vereinten
Nationen sind seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Dezember mehr als 10.000 Menschen
umgekommen, über eine Million wurde vertrieben. Schneider lobte den erfolgreichen
Einsatz der Kirchen, die in Südsudan zwischen den Konfliktparteien vermittelt haben.
Die humanitäre Lage sei allerdings „katastrophal“, so Schneider. Die anstehende Regenzeit
bringe eine Hungersnot, fügte er an. Der Ratsvorsitzende rief zur Unterstützung der
im Südsudan lebenden Menschen auf. Das Hilfswerk „Brot für die Welt“ und die Katastrophenhilfe
fördern vor Ort lokale Projekte.
Schwerpunkt von Schneiders Gesprächen mit
dem Kirchenrat im Sudan war die zunehmend eingeschränkte Religionsfreiheit für Christen.
Der aktuelle Fall der zum Tode verurteilen Christin Mariam Yahia Ibrahim Ishag stand
dabei im Fokus. Die junge Mutter weigert sich, ihrem Glauben abzuschwören und wird
im Gefängnis mit ihren Kindern festgehalten. Staatspräsident Umar al-Baschir hatte
nach der Ausrufung der Unabhängigkeit des Südsudan eine Islamisierung angekündigt.
Zwei Drittel der rund 36 Millionen Einwohner des Sudan waren vor der Abspaltung
des Südens Muslime. Der Großteil der 8,3 Millionen Einwohner des Südsudans gehört
zur katholischen oder anglikanischen Kirche.