Die sizilianischen
Bischöfe haben schon 1994 schriftlich erklärt, dass Mitglieder der Mafia „außerhalb
der kirchlichen Gemeinschaft stehen“. Darauf macht der Direktor von Radio Vatikan,
Jesuitenpater Federico Lombardi, aufmerksam. Die klare Verurteilung der Bischöfe habe
eindeutig schon der Mitgliedschaft in der Mafia an sich gegolten, nicht nur einzelnen
kriminellen Taten. Papst Franziskus hatte am Samstag bei einem Pastoralbesuch in Kalabrien
erklärt, Mafiosi seien exkommuniziert. Der italienische Vatikan-Experte Luigi Accattoli
führt in einem Artikel des „Corriere della Sera“ vom Sonntag die zahlreichen Worte
italienischer Bischöfe gegen Mafia und Mafiosi auf. Danach schrieben die sizilianischen
Bischöfe schon 1944: „Alle, die Raubzüge durchführen oder auf ungerechte, mutwillige
Weise Morde begehen, ziehen sich die Exkommunikation zu.“ 1952 präzisierte eine Bischofsversammlung,
dass nur der Ortsbischof die Täter solcher Taten von der Strafe der Exkommunikation
lösen könne. 1992 wiederholten die sizilianischen Bischöfe, kurz nach dem Mafia-Mord
an einem bekannten Politiker, ihre früheren Verurteilungen. Komme jemand, der mit
Raub oder Mord zu tun habe, zur Beichte, dann müsse der Priester ihn über die Exkommunikation
informieren und darauf hinweisen, dass nur der Bischof von ihr wieder befreien könne.
Das gilt auch heute noch. 1993 rief der heilige Papst Johannes Paul II. bei einer
Messe im sizilianischen Agrigent den Mafiosi zu: „Bekehrt euch! Der Tag des Gerichts
wird kommen, an dem ihr für eure Missetaten Rechenschaft ablegen müsst!“ Allerdings
war in all diesen Wortmeldungen nicht ausdrücklich davon die Rede, dass schon die
Mitgliedschaft in der Mafia einem Katholiken die Exkommunikation zuziehe. 1994 aber
kamen die Bischöfe Siziliens dieser Formulierung in einem Pastoralpapier sehr nahe:
„Die Mafia gehört ohne Ausnahme zum Reich der Sünde“, hieß es da. „Alle, die ihr freiwillig
angehören..., müssen wissen, dass sie in einem nicht heilbaren Widerspruch zum Evangelium
Jesu Christi leben und dementsprechend außerhalb der Gemeinschaft der Kirche stehen.“
Das war ein klarer Hinweis darauf, dass Mafiosi automatisch exkommuniziert sind –
selbst wenn dieser Fachbegriff nicht fiel: Exkommuniziert also allein schon durch
ihre Zugehörigkeit zur „Krake“, und nicht etwa wegen einzelner Verbrechen. Die Italienische
Bischofskonferenz hat sich die Formulierung ihrer sizilianischen Mitbrüder übrigens
im Jahr 2009 ausdrücklich zu eigen gemacht. (rv/corriere 23.06.2014 sk)