2014-06-23 11:23:00

Exkommunikation für Mafiosi: die Vorgeschichte


RealAudioMP3 Die sizilianischen Bischöfe haben schon 1994 schriftlich erklärt, dass Mitglieder der Mafia „außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft stehen“. Darauf macht der Direktor von Radio Vatikan, Jesuitenpater Federico Lombardi, aufmerksam. Die klare Verurteilung der Bischöfe habe eindeutig schon der Mitgliedschaft in der Mafia an sich gegolten, nicht nur einzelnen kriminellen Taten. Papst Franziskus hatte am Samstag bei einem Pastoralbesuch in Kalabrien erklärt, Mafiosi seien exkommuniziert.
Der italienische Vatikan-Experte Luigi Accattoli führt in einem Artikel des „Corriere della Sera“ vom Sonntag die zahlreichen Worte italienischer Bischöfe gegen Mafia und Mafiosi auf. Danach schrieben die sizilianischen Bischöfe schon 1944: „Alle, die Raubzüge durchführen oder auf ungerechte, mutwillige Weise Morde begehen, ziehen sich die Exkommunikation zu.“ 1952 präzisierte eine Bischofsversammlung, dass nur der Ortsbischof die Täter solcher Taten von der Strafe der Exkommunikation lösen könne.
1992 wiederholten die sizilianischen Bischöfe, kurz nach dem Mafia-Mord an einem bekannten Politiker, ihre früheren Verurteilungen. Komme jemand, der mit Raub oder Mord zu tun habe, zur Beichte, dann müsse der Priester ihn über die Exkommunikation informieren und darauf hinweisen, dass nur der Bischof von ihr wieder befreien könne. Das gilt auch heute noch. 1993 rief der heilige Papst Johannes Paul II. bei einer Messe im sizilianischen Agrigent den Mafiosi zu: „Bekehrt euch! Der Tag des Gerichts wird kommen, an dem ihr für eure Missetaten Rechenschaft ablegen müsst!“
Allerdings war in all diesen Wortmeldungen nicht ausdrücklich davon die Rede, dass schon die Mitgliedschaft in der Mafia einem Katholiken die Exkommunikation zuziehe. 1994 aber kamen die Bischöfe Siziliens dieser Formulierung in einem Pastoralpapier sehr nahe: „Die Mafia gehört ohne Ausnahme zum Reich der Sünde“, hieß es da. „Alle, die ihr freiwillig angehören..., müssen wissen, dass sie in einem nicht heilbaren Widerspruch zum Evangelium Jesu Christi leben und dementsprechend außerhalb der Gemeinschaft der Kirche stehen.“ Das war ein klarer Hinweis darauf, dass Mafiosi automatisch exkommuniziert sind – selbst wenn dieser Fachbegriff nicht fiel: Exkommuniziert also allein schon durch ihre Zugehörigkeit zur „Krake“, und nicht etwa wegen einzelner Verbrechen. Die Italienische Bischofskonferenz hat sich die Formulierung ihrer sizilianischen Mitbrüder übrigens im Jahr 2009 ausdrücklich zu eigen gemacht.
(rv/corriere 23.06.2014 sk)










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