2014-06-20 12:56:28

Syrien - ein Interview mit Carla Del Ponte


RealAudioMP3 Sie hat Slobodan Milosevic vor das UNO-Tribunal in Den Haag gebracht, sie setzte auch den Prozess gegen die Massenmörder in Ruanda in Gang: Die Schweizerin Carla Del Ponte untersucht nun seit August 2011 Menschenrechtsverletzungen in Syrien. Im Auftrag des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte habe sie bereits genügend Beweise gesammelt, um die „wahren Schuldigen“ in Syrien anzuklagen. Das sagt Del Ponte im Gespräch mit Radio Vatikan. Die Tessinerin ist allerdings sehr enttäuscht über die Tatenlosigkeit der internationalen Staatengemeinschaft.

„Ich kann es selber nicht verstehen. Es fehlt wohl ein politischer Wille, und ich frage mich warum? Aber ich habe einfach keine Antwort darauf.“

Namen nennt sie keine, und auch die Islamisten-Gruppe ISIS kommt nicht zur Sprache. Frau Del Ponte hält sich bedeckt. Die ehemalige UNO-Chefanklägerin im Falle Jugoslawiens und Mafiajägerin spricht stattdessen von den Fortschritten bei der internationalen Bekämpfung von Menschrechtsverletzungen. Die Zusammenarbeit mit den UNO-Staaten sei gut, so Del Ponte.

„Allerdings ist der Fall Syrien eine große Ausnahme: Da hat man den Eindruck, dass alle positiven Schritte, die wir nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht haben, plötzlich verschwunden sind. Ich hoffe sehr, dass sich dies in den kommenden Wochen rasch ändern wird. Es kann doch nicht sein, dass die ganze Welt zuschaut und niemand etwas gegen die Menschenrechtsverletzungen in Syrien unternimmt!“

Der Fall Syrien sei eine schwere Enttäuschung: Zuviel Gewalt auf der einen, zuwenig Friedensideen auf der anderen Seite. Sie sei strikt gegen Krieg, so Del Ponte, deshalb setze sie auf Diplomatie.

„Denn wer gegen Krieg ist, muss gezwungenermaßen auf Verhandlungen setzen! Deshalb setzt die UNO-Kommission darauf. Aber ich gebe zu, wir befinden uns an einem toten Punkt und kommen nicht vorwärts. Wir hatten zwar bereits zwei Konferenzen hier in Genf, und die brachten keine Ergebnisse. Dennoch: Ich sehe keinen anderen Ausweg als Verhandlungen.“

Damit müsse dann aber auch die Verfolgung der Täter von Menschenrechtsverletzungen einhergehen, fügt Del Ponte an.

(rv 20.06.2014 mg)







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