UNO: Vatikanvertreter mahnt Menschenrechte in der Wirtschaft an
Menschenrechtsverletzungen in internationalen Wirtschaftsabläufen sind allzu oft Folgen
von zu wenig Kontrolle und Transparenz. Das sagte der Vatikanbeobachter bei den Vereinten
Nationen in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, bei der 26. Tagung des Menschenrechtsrates
der UNO. Tomasi kommentierte einen Bericht der Arbeitsgruppe zu Wirtschaft und Menschenrechten.
Die angesprochenen Unterlassungen von Kontrolle und Transparenz seien systemisch,
so Tomasi, sie seien das Ergebnis des Ausschließens der Schwächsten aus der Logik
des Wirtschaftens.
International arbeitende Korporationen hätten die Möglichkeit,
staatliche Gesetze durch eine Art Zwischenstellung zu umgehen, so Tomasi weiter. Dies
sei zu Recht eine Sorge der internationalen Gemeinschaft. Gewinn dürfe aber nicht
der einzige Zweck der Wirtschaft sein, sagte er und wies auf Aussagen von Papst Franziskus
in seinem Schreiben Evangelii Gaudium vom letzten November hin. Auch transnationale
Firmen müssten deswegen dem Standard der Menschenrechte unterliegen.
Erzbischof
Tomasi wies in diesem Zusammenhang auf den Einsturz der Kleiderfabrik in Bangladesh
vor einem Jahr hin, bei dem 1.100 Menschen zu Tode kamen. Dies sei unglücklicherweise
nur die Spitze des Eisbergs. Man dürfe nicht zulassen, dass die „Global Player“ durch
ihre Marktmacht Einfluss auf Recht und Gesetz hätten, folgerte Tomasi.
Der
Vatikan sei sich bewusst, dass es keine einfachen und schnellen Lösungen für diese
Probleme gebe, Tomasi sprach sich deswegen für einen „smart mix“ aus, für eine kluge
Kombination von Regeln und Politik. Die Menschenrechte seien universell, damit unterlägen
auch internationale Wirtschaftskonzerne der Verantwortung, sich für sie einzusetzen.