2014-06-07 10:22:20

Renovabis Pfingstaktion: „Wir sind immer noch auf dem Sprung"


RealAudioMP3 An diesem Sonntag geht in Essen die Pfingstaktion des Hilfswerkes Renovabis zu Ende; Renovabis ist das Hilfswerk für die Kirchen in Osteuropa. „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ lautete das diesjährige Motto, aber nicht zuletzt durch die Situation in der Ukraine wird deutlich, dass es dort neue Mauern gibt, wo eigentlich die Mauer gefallen war. Clemens Pickel, gebürtiger Sachse, ist Bischof in Saratow in Russland, das Domradio in Köln hat ihn anlässlich der Aktion gefragt, wie er das von seinem Bistum aus wahrnimmt.

„Im ersten Moment, als ich das Leitwort gelesen habe, habe ich mich natürlich an die Berliner Mauer erinnert, und das war eine sehr gute Erinnerung: Europa war getrennt, und Europa wächst seit 25 Jahren wieder zusammen. Das ist ein sehr, sehr langsamer Prozess, besonders hier in Russland. Ich denke, besonders durch die große Fläche des Landes erleben wir, wie langsam das Ganze geht. Für deutsche Nerven oft viel zu langsam... Man kann es nicht ändern.”

Angefangen habe die Hilfe für Russland, als die Mauer noch stand, berichtet Pickel. Er sei im August 1989 von seinem Bischof geschickt worden, nach dem Mauerfall 1989 kamen dann weitere Helfer hinzu, seitdem lebt die kleine katholische Kirche wieder auf. Das ist ein Beispiel für das Überspringen von Mauern, sagt Bischof Pickel.

„Das Ganze fing ja praktisch damals damit an, dass ausländische Seelsorger, Priester und Ordensleute in die ehemalige Sowjetunion gingen. Hier gab es ja keine mehr, sie waren verschleppt oder umgebracht. Die Leute haben seit Jahrzehnten auf Priester, auf Kirche, auf Evangelium, auf Predigt, auf Sakramente gewartet. Es ging praktisch Anfang der 90er Jahre los, dass sich die ganze Welt für Russland interessierte. Das war eine Zeit, in der Geistliche bis aus Argentinien, aus Indonesien, natürlich aus Polen kamen. Manche auch aus Deutschland, Irland, Österreich, Frankreich und aus der Ukraine. Sie kamen, um zu helfen. Sie wussten, hier gibt es noch Leute, die seit Jahrzehnten warten. So wurde praktisch die Mauer, die zusammenbrach, übersprungen. Die Mauer war nicht mehr so hoch, es waren die Trümmer, die zu überspringen waren. Ich denke, wenn wir ehrlich sind, müssen wir bis heute sagen, wir sind immer noch auf dem Sprung!”

(domradio 07.06.2014 ord)








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