Pakistan: Erzbischof entsetzt über öffentlichen „Ehrenmord"
Der emeritierte Erzbischof von Lahore kritisiert die Praxis der Ehrenmorde in Pakistan.
Solche Delikte hätten keinen Platz in einer modernen demokratischen Gesellschaft,
schreibt Erzbischof Lawrence Saldanha nach Angaben des vatikanischen Fides-Dienstes.
Anlass ist der Mord an einer pakistanischen Frau vor wenigen Tagen. Die schwangere
Muslimin war vor dem Gerichtsgebäude in Lahore auf offener Straße gesteinigt worden,
weil sie gegen den Willen ihrer Familie ihren Mann Mohammed geheiratet hatte. Saldanha
schrieb, es sei „schrecklich, dass Farzana Bibi von ihrem Vater und ihren Brüdern
vor dem Hohen Gericht in Lahore ermordet werden konnte, ohne dass jemand eingegriffen
hätte.“ Nicht einmal die dort Dienst habenden Polizeibeamten hätten der Frau geholfen.
Dass auch das Kind getötet wurde, dass sie in ihrem Leib trug, mache die Sache noch
tragischer, so der Erzbischof.
Unterdessen ordnete der pakistanische Premier
Nawaz Sharif in dem Fall Ermittlungen an, die auch die Verantwortlichkeit der Polizeibeamten
klären sollen. Der Ehrenmord auf offener Straße hatte sogar in Pakistan selbst Proteste
ausgelöst. Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der pakistanischen Bischofskonferenz,
deren Leiter Saldanha war, hatte eine Initiative zur Bekämpfung von Ehrenmorden auf
den Weg gebracht. Allein im vergangenen Jahr starben in Pakistan Schätzungen zufolge
900 Frauen „Ehrenmorde“. Die Praxis ist besonders auf dem Land verbreitet, wo Töchter
mit oft sehr älteren Männern zwangsverheiratet werden.