Argentinien: „Revolution der Seelen" durch Papst Franziskus
Der argentinische
Armenpriester Sebastián Sury wundert sich über die Katholiken westlicher Länder, die
Papst Franziskus' Wunsch nach einer Kirche der Armen als etwas Neues empfinden. „Was
ist da die große Überraschung? Es ist doch genau das, was auch schon Jesus gesagt
hat“, bekräftigte Sury auf dem Katholikentag in Regensburg.
„Es gibt viele
Arten, die Armut zu sehen. Die schönste ist sich einfach zu sagen: Es gibt etwas,
was man nicht hat und nicht haben kann. In diesem Sinn sind wir alle arm an etwas.
Aber im Allgemeinen sind Arme diejenigen, die viel weniger haben als wir. Diese Art
der Armut gibt es auch im Evangelium. Wir sehen aber , dass Gott ausgerechnet die
Armut wählte. Als Gott seinen Sohn schickte, wählte er eine kleine Nation dazu aus,
keine mächtige Nation. Und das sind alles Signale, die uns zeigen, dass Gott, um seine
Sendung zu erfüllen, Orte auswählt, die wir menschlich sicher nicht gewählt hätten.
Mit einem Kriterium des Triumphs hätten wir mehr Macht gewählt. Armut ist der Ort,
den Gott ausgewählt hat, um uns die Liebe zu verkünden.“
Sury kennt Papst
Franziskus seit 22 Jahren, er arbeitete mit dem Erzbischof von Buenos Aires Jorge
Mario Bergoglio eng zusammen. Als Erzbischof habe „Jorge“ viel dafür getan, dass die
Kirche nah an die Armen heranrücke. Dorthin, wo Armut und Elend herrschen, habe er
die Priester geschickt und sei auch selbst immer wieder hingegangen, so Sebastián
Sury. Seine Wahl zum Papst habe in Argentinien „eine Art Revolution der Seelen“ angefackelt.
„Als
Franziskus zum Papst gewählt wurde, gab es eine Art Revolution der Seelen. Die Leute
waren unglaublich begeistert. Die Gläubigen wurden in ihrem Glauben gestärkt, und
von denjenigen, die sich abgewandt hatten, kamen einige wieder zur Kirche zurück.
Es ist wie ein Windstoß frischer Luft, wie eine Bestätigung, dass das der Weg Gottes
ist, der weitergehen muss. Ein großes Atemholen.“
Der argentinische Pfarrer
ist von Rom aus zum Katholikentag nach Regensburg gekommen. Im Vatikan wollte Sebastián
Sury natürlich auch seinen früheren Erzbischof sehen. Franziskus habe ihn spontan
zu sich eingeladen: „Du kannst bei mir übernachten.“ So kam es, dass Padre Sebastián
letzte Woche im Zimmer neben dem Papst schlief und jeden Morgen mit seinem ehemaligen
Erzbischof zusammen frühstückte.