Katholikentag mit kontroversen Themen - Radio Vatikan ist vor Ort
Beim Katholikentag
in Regensburg ist unsere Kollegin Christine Seuß mit dabei. Hier ihr Bericht.
„Mit
Christus Brücken bauen“ ist das Motto des diesjährigen Katholikentages, der auf Einladung
des ehemaligen Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller nach Regensburg kam. Er
hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Kein Thema soll ausgeklammert, auch strittige gesellschaftliche
und innerkirchliche Fragen sollen aufgegriffen werden. Die Diskussion um staatlich
erlaubte Suizidbeihilfe, der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, oder die
Schwangerenberatung mit Beratungsscheinausstellung sind dabei insbesonders zu nennen.
Konflikte blieben hier auch im Vorfeld nicht aus. Der Verein „Donum Vitae“, der schwangere
Frauen in Schwierigkeiten bei ihrer Entscheidung über die Fortführung der Schwangerschaft
vor christlichem Hintergrund berät und – anders als die kirchlichen Beratungsstellen
– im Anschluss einen Beratungsschein ausstellt, ist nach jahrelanger selbstverständlicher
Präsenz in diesem Jahr beim Katholikentag durch den Regensburger Bischof ausdrücklich
„geduldet“.
Doch genau das Motto „Mit Christus Brücken bauen“ soll in dieser
und ähnlichen Fragen als Leitlinie für einen offenen und respektvollen Dialog dienen:
Es werden zahlreiche Foren angeboten, in denen Betroffene von ihrer Situation berichten
und Bischöfe und Laienvertreter miteinander ins Gespräch kommen wollen. Die durchgehende
Möglichkeit zum Gebet - auch eine Wallfahrt wird angeboten - ergänzt sich mit Veranstaltungen
zur Ökumene, der mit rund 100 Veranstaltungen ein breites Forum geboten wird. Aber
auch aktuelle politische Fragestellungen wie die Folgen der Ukraine-Krise für die
Europäische Union werden behandelt. Daneben finden sich auch ungewöhnliche Veranstaltungen
wie „Katholisches Speed-Dating“, Kultur, Kabarett und Musik – insbesondere die Auftritte
der weltberühmten Regensburger Domspatzen dürfen natürlich nicht fehlen.
Überhaupt
ist das über 1000 Angebote umfassende Programm des Regensburger Katholikentages eindrucksvoll.
Anders als bei anderen Katholikentagen üblich, sind Stände und Veranstaltungsorte
dezentral in der gesamten Altstadt verteilt, so dass man sich diesen Katholikentag
in besonderer Form „erlaufen“ kann. 30.000 Dauerteilnehmer werden erwartet, und die
Veranstalter rechnen mit etwa 50.000 Tagesgästen, die sich allerdings vom momentan
sehr regnerischen und kühlen Wetter nicht abschrecken lassen dürfen. Über 900 Journalisten
haben sich für die Berichterstattung akkreditieren lassen, und 2200 Helfer sind unermüdlich
im Einsatz.
Die Hoffnung ist berechtigt, dass das katholische Großereignis
die innerkirchliche Diskussion, aber auch eine klare Positionierung der Katholiken
innerhalb der Gesellschaft ein Stück weit unterstützen kann. Und vielleicht gelingt
es sogar - warum nicht - die Ergebnisse des Katholikentages bis nach Rom zur Sitzung
der Bischofssynode zur Familie im kommenden Herbst zu tragen.
Grußbotschaft
des Papstes Der Katholikentag war am Mittwochabend mit einer Feierstunde
in Regensburg eröffnet worden. Trotz des strömenden Regens fanden sich zahlreiche
Gläubige am Regensburger Dom ein, um an der Eröffnung des wichtigsten katholischen
Großereignisses in Deutschland teilzunehmen. Neben dem Gastgeber, dem Regensburger
Bischof Rudolf Voderholzer, hießen auch Bundespräsident Gauck, der ZdK-Vorsitzende
Alois Glück und Papst Franziskus – in Form einer durch den Nuntius verlesenen Grußbotschaft
– die Teilnehmer willkommen. Bis spät in den Abend waren die Teilnehmer in der Altstadt
Regensburgs unterwegs, um den ersten Abend bei Begegnungen und Vorführungen auf den
zahlreichen Bühnen im Zentrum ausklingen zu lassen. Am Donnerstagmorgen wurde im Regensburger
Stadion der große Christi-Himmelfahrts-Gottesdienst mit eigens komponierten Musikstücken
gefeiert.