2014-05-27 12:47:46

Pressekonferenz im Flugzeug


Wir dokumentieren hier die Pressekonferenz des Papstes auf dem Rückflug von Tel Aviv im Volltext. Es handelt sich um eine Arbeitsübersetzung aus dem Italienischen von Radio Vatikan.

Die Papstreise ins Heilige Land

Eine Journalistin vom italienischen Fernsehsender TV2000 wollte wissen, inwiefern der Papst vor seiner Reise die starken Zeichen, die er im Heiligen Land setzte, geplant habe.

Papst: „Nun, die Gesten, die authentischsten, sind doch die, an die man nicht denkt, die einfach so kommen, nicht wahr? Ich habe gedacht: ,Man könnte etwas machen…‘, aber keine (meiner, Anm.) konkreten Gesten ist so geplant gewesen. Einige Dinge, zum Beispiel die Einladung an die beiden Präsidenten zum Gebet – das war ein wenig angedacht gewesen, es dort (im Heiligen Land, Anm.) zu machen, aber es gab viele logistische Probleme, viele, denn man muss ja auch das Territorium beachten, wo man so was macht, nicht wahr? Wir haben also ein wenig überlegt, man dachte an ein Treffen, doch am Ende ist das (der aktuelle Vorschlag, Anm.) dabei herausgekommen, und ich hoffe, das das gut sein wird. Ich weiß nicht – wenn ich eine Idee habe, kommt mir das spontan, das ist einfach so. Um die Wahrheit zu sagen… wenn jemand sagt: ,Man könnte da doch was machen‘ - aber konkret fällt mir (dann, Anm.) nichts dazu ein. Zum Beispiel in Yad Vashem, nichts; und dann ist doch was gekommen. So ist das.“

Auf die Frage nach der Einladung des palästinensischen und des israelischen Präsidenten in den Vatikan, die der Papst im Heiligen Land überraschend ausgesprochen hatte, erklärte Franziskus:

„Dieses Treffen wird ein Gebetstreffen sein, es dient nicht der Vermittlung oder um Lösungen zu suchen, nein. Wir werden uns lediglich zum Gebet zusammenfinden. Und dann wird jeder wieder nach Hause gehen. Ich glaube allerdings, dass das Gebet wichtig ist und dass es hilft, zusammen ohne weitere Diskussionen zu beten. Vielleicht habe ich mich vorher nicht klar genug ausgedrückt – es wird ein Gebetstreffen sein. Es werden ein Rabbiner, ein Muslim und ich anwesend sein. Ich habe den Kustos im Heiligen Land gebeten, die praktischen Dinge dafür zu organisieren.“

Die Zukunft Jerusalems

Gefragt nach dem Status Jerusalems antwortete der Papst einer portugiesischsprachigen Pressevertreterin:

„Es gibt viele Vorschläge zur Frage Jerusalems. Die katholische Kirche, der Vatikan, hat seine Position aus religiöser Sicht. Jerusalem wird die Stadt des Friedens der drei Religionen sein. Das also aus religiöser Sicht. Ich wäre damit einverstanden, wenn aus Verhandlungen vielleicht hervorgeht: Jerusalem wird Hauptstadt eines Staates bzw. eines anderen… doch das sind Hypothesen. Ich sage nicht: ,So muss es sein‘, nein, das sind Hypothesen, die sie aushandeln müssen. Ich fühle mich nicht kompetent (genug), um zu sagen, macht dies macht das, das wäre verrückt, oder? Aber ich glaube, dass man mit Ehrlichkeit, Brüderlichkeit, gegenseitigem Vertrauen den Weg der Verhandlungen einschlagen muss. Und da verhandelt man alles, das Gebiet, das Verhältnis. Es braucht Mut, um das zu tun, und ich bete viel zum Herrn, dass die beiden Parteien, die beiden Regierungen den Mut haben, da weiterzugehen. Das ist der einzige Weg zum Frieden. Ich sage nur das, was die Kirche sagen muss und immer gesagt hat: Jerusalem als Bezugspunkt, als Stadt des Friedens, als Hauptstadt der drei Religionen.“

Ökumene: Austausch mit Bartholomaios I.

Die ARD informierte sich beim Papst, ob im Bereich der Ökumene konkrete weitere Schritte geplant seien. Und ob die katholische Kirche nicht von der orthodoxen Kirche lernen könne, so in der Frage des Zölibates.

Papst: „Die katholische Kirche hat aber verheiratete Priester, nicht wahr? Die griechisch-katholischen, die koptisch-katholischen…. Es gibt sie, im orientalischen Ritus. Denn der Zölibat ist kein Glaubensdogma, er ist eine Lebensregel, die ich sehr schätze und von der ich glaube, dass sie ein Geschenk für die Kirche ist. Weil er kein Glaubensdogma ist, ist die Tür da immer noch offen. In diesem Augenblick haben wir nicht darüber gesprochen, als Programm, zumindest dieses Mal nicht. Wir haben stärkere Dinge anzugehen. Mit Bartholomaios wurde das Thema also nicht angesprochen, denn es ist sekundär im Verhältnis zu den Orthodoxen, wirklich. Wir haben über die Einheit gesprochen. Doch Einheit stellt man unterwegs her, die Einheit ist ein Weg. Wir können nie auf einem Theologiekongress Einheit schaffen. Und der Patriarch hat mit mir über das gesprochen, was Athenagoras zu Paul VI. sagte: ,Wir gehen hier gemeinsam, ruhig, und all die Theologen diskutieren; wir aber gehen das Leben.‘ … zusammen gehen, zusammen beten, zusammen arbeiten in vielen Dingen, die wir zusammen tun können, uns gegenseitig helfen. Zum Beispiel mit den Kirchen. In Rom und vielen anderen Städten. In Rom benutzen viele Orthodoxe zeitweise katholische Kirchen. Anderes Thema, über das wir sprachen: dass wie vielleicht beim panorthodoxen Konzil etwas gemeinsam machen … Wir sprechen wie Brüder, mögen uns, erzählen uns die Probleme unseres Amtes. Und wir haben auch viel über das Problem der Wirtschaft gesprochen: er ist wirklich sehr besorgt darüber, ich auch, und wir haben darüber gesprochen, dieses Problem gemeinsam anzugehen.“

Seligsprechung von Pius XII. stagniert

Ein englischsprachiger Journalist wollte wissen, ob der Papst das Seligsprechungsverfahren für Papst Pius XII. vorantreiben wolle.

Papst: „Das Seligsprechungsverfahren von Pius XII. Ist offen. Ich habe mich informiert: noch gibt es kein Wunder, und wenn es keine Wunder gibt, kann es nicht weitergehen, nicht wahr? Es steckt also fest. Wir müssen abwarten, wie die Realität dieser Causa weitergeht und dann daran denken, Entscheidungen zu treffen. Doch die Wahrheit ist die: Es gibt kein Wunder, und für die Seligsprechung ist zumindest eines notwendig. So sieht es aus. Ich kann nicht überlegen: ,Spreche ich ihn selig oder nicht‘, denn der Prozess ist langsam.“

Null-Toleranz-Politik bei Ahndung von Kindesmissbrauch

Ein Journalist der US-amerikanischen katholischen Nachrichtenagentur CNS fragte den Papst nach der Ahndung von Missbrauch durch Kleriker in der katholischen Kirche und den Konsequenzen für Bischöfe, die die gültigen Leitlinien und Normen missachten.

Papst: „In Argentinien sagen wir den Privilegierten: ,Das ist ein Vatersohn.“ Bei diesem Problem wird es keine ,Vatersöhne' geben. In diesem Moment laufen Ermittlungen gegen drei Bischöfe. Einer ist schon verurteilt und man berät über die Strafe. Es gibt da keine Privilegien. Missbrauch an Minderjährigen ist ein sehr, sehr schlimmes Verbrechen … wir wissen, dass das ein schwerwiegendes Problem überall ist, doch mich interessiert die Kirche. Ein Priester, der so etwas tut, verrät den Leib des Herrn, denn dieser Priester sollte dieses Kind, diesen Jungen, dieses Mädchen, zur Heiligkeit tragen. Der Junge, das Mädchen vertraut ihm, und der – statt sie oder ihn zur Heiligkeit zu bringen - missbraucht ihn oder sie. Das ist äußerst schwerwiegend! Das ist wie eine satanische Messe, um ein Beispiel zu nennen. …

Demnächst wird es eine Messe mit einigen Personen, die Missbrauch erlitten haben, im vatikanischen Gästehaus Santa Marta geben und dann ein Treffen mit ihnen: ich und sie und Kardinal O'Malley von der Kinderschutzkommission. Hier muss man weitergehen, weiter: Null Toleranz!“

Kirche und Kurie verbessern

Nach den Hindernissen und dem Stand der Kurienreform gefragt, sagte Franziskus:

Papst: „Nun, das erste Hindernis bin ich, nicht wahr (lacht)? Nein… Wir sind an einem guten Punkt, denn … in einen Monat nach der Papstwahl wurde der achtköpfige Kardinalsrat nominiert. Anfang Juli haben wir uns zum ersten Mal getroffen, und seitdem geht die Arbeit weiter. Was tut der Kardinalsrat? Er studiert die Konstitution ,Pastor Bonus‘ und die römische Kurie. Er hat sich mit aller Welt beraten, mit der gesamten Kurie und beginnt, einige Dinge zu untersuchen, nach dem Motto: ,Das könnte man so und das so machen…‘ Einige Dikasterien zusammenlegen, etwa, um die Organisation ein wenig leichter zu machen… Einer der Kernpunkte war der wirtschaftliche Aspekt. Und das (neue, Anm.) Wirtschaftssekretariat wird da sehr helfen. Es muss mit dem Staatssekretariat zusammenarbeiten, denn das gehört zusammen, alle gemeinsam arbeiten daran. Jetzt im Juli werden wir vier Tage mit dieser Kommission arbeiten und dann, ich glaube, im September weitere vier Tage. Das ist ziemlich viel Arbeit. Die Resultate sieht man noch nicht alle, aber der wirtschaftliche Teil kam zuerst zur Sprache, denn es gab einige Probleme, über die die Presse viel berichtet hat, und die müssen wir uns ansehen. Die Hindernisse sind normale Hindernisse bei einem solchen Prozess. Man muss den Lösungsweg studieren, die Überzeugung dabei ist sehr wichtig. Eine Arbeit der Überzeugung, der Hilfe. Es gibt Leute, die das nicht verstehen, doch das ist bei jeder Reform so. Ich bin zufrieden: wirklich, ich bin zufrieden. Wir haben viel gearbeitet und der Dienst dieser Kommission hilft uns sehr.“

Ein Journalist von der Zeitung „LaVanguardia“ kam auf den Wirbel um die Wohnung von Kardinal Bertone und andere „Skandale“ zu sprechen. Was denkt der Papst darüber? Und stehen solche Skandale nicht im Widerspruch zur Botschaft der Armut, die Franziskus stets unterstreicht?

Papst: „Herr Jesus hat einmal zu seinen Jüngern gesagt – das steht im Evangelium: ,Es ist unvermeidbar, dass es Skandale gibt‘. Wir sind Menschen, Sünder, alle. Es wird (solche Skandale, Anm.) geben, es wird sie geben. Die Herausforderung ist zu verhindern, dass es noch mehr davon gibt, nicht wahr? Etwa in der wirtschaftlichen Verwaltung. (Es braucht hingegen, Anm.) Ehrlichkeit und Transparenz. Die beiden Kommissionen – die, die das IOR untersucht hat und die Kommission, die den ganzen Vatikan untersucht – haben ihre Schlussfolgerungen gemacht, haben Vorschläge gemacht. Und jetzt wird man die Reformen, die diese Kommissionen vorgeschlagen haben, zusammen mit dem Wirtschaftssekretariat, das Kardinal Pell leitet, weiter umsetzen.

Doch es wird Widersprüche geben, die wird es immer geben, nicht wahr? Denn wir sind Menschen, und die Reform muss Kontinuität haben. Die Kirchenväter sagten: ,Ecclesia semper reformanda‘. Wir müssen darauf achten, die Kirche jeden Tag zu reformieren, denn wir sind Sünder, wir sind schwach und es wird Probleme geben … Zum Beispiel wurden im IOR, glaube ich, 1.600 Konten, mehr oder weniger, geschlossen, nicht wahr? Von Personen, die kein Recht hatten, ein Konto beim IOR zu haben. Das IOR dient dazu, der Kirche zu helfen, die Bischöfe der Diözesen, Angestellten des Vatikan, ihre Witwen … haben das Recht (auf ein Konto, Anm.)… Aber die Botschaften (zum Beispiel) haben kein Recht (auf ein Konto, Anm.). Und das ist eine gute Sache: Die Konten derjenigen zu schließen, die kein Recht (auf ein Konto, Anm.) haben.

Was Ihre Frage zum (angeblichen) 15-Millionen-Geschäft betrifft: Das wird noch untersucht, das ist noch gar nicht klar. Es könnte wahr sein, ist aber in diesem Moment nicht definitiv, das wird noch untersucht, klar? Um das richtigzustellen. Danke.“

Europa: Niedrige Geburtenraten und Jugendarbeitslosigkeit

Ein Journalist von der französischen Zeitung „La Croix“ brachte im Namen aller französischen Pressevertreter im Papstflugzeig die Frage vor, ob ihn die Zunahme an Populismus in Europa beunruhige, die sich in den aktuellen Ergebnissen zur Europawahl widerspiegelt.

Papst: „Ich habe in diesen Tagen Zeit gehabt, das Vaterunser zu beten, zumindest ein wenig (lacht). Aber ich habe wirklich keine Nachrichten über die Wahlen bekommen, wirklich. Ich habe keine Zahlen dazu vorliegen, wer gewonnen hat und wer nicht. Aber, Populismus – inwiefern?“

Ergänzung des Journalisten: Viele Europäer haben Angst, dass es in Europa keine Zukunft gibt. Es gibt eine hohe Arbeitslosigkeit und die anti-europäischen Parteien haben bei diesen Wahlen stark zugelegt.

Papst: „Darüber habe ich gehört. Über das Vertrauen in Europa und das Misstrauen gegenüber Europa. Auch was den Euro betrifft, wollen ja einige einen Rückzieher machen… Von diesen Dingen verstehe ich nicht viel. Aber Sie haben ein Schlüsselwort genannt: die Arbeitslosigkeit. Das ist schwerwiegend. Ich interpretiere das, vereinfacht gesagt, so: Wir befinden uns in einem Weltwirtschaftssystem, in dessen Zentrum das Geld steht, nicht die menschliche Person. In einem echten (und nicht entfremdeten, Anm. d. Red.) Wirtschaftssystem müssen der Mann und die Frau im Zentrum stehen, die menschliche Person. Heute steht im Zentrum das Geld. Um dieses System aufrechtzuhalten, damit es weiter funktioniert, werden bestimmte ,Abfallmaßnahmen’ ergriffen. Man verwirft Kinder – die Geburtsraten in Europa sind nicht sehr hoch, nicht wahr? Italien hat, glaube ich, 1,2 Prozent, Frankreich hat 2, ein wenig mehr, Spanien weniger als Italien, vielleicht gerade 1 Prozent. Man verwirft die Kinder und die Alten. Sie sind ,unnütz‘, die Alten, aus Sicht der Konjunktur… Und die Alten werden auch in vielen Ländern durch versteckte Euthanasie ,weggeworfen‘, nicht wahr? Man gibt Medizin bis zu einem gewissen Punkt.

Heute wirft man auch die Jugend weg, das ist äußerst schwerwiegend, schwerwiegend. In Italien liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei fast 40 Prozent, ich bin nicht sicher; in Spanien sicher bei bis zu 50 Prozent. Und in Andalusien, in Südspanien, bei 60 Prozent! Das bedeutet, es gibt eine ganze Generation des ,weder-noch‘: Sie studieren nicht und arbeiten nicht, das ist äußerst schwerwiegend. Man wirft eine ganze Generation junger Leute weg. Ich sehe diese Kultur des Wegwerfens als sehr ernstes Problem. Das gibt es nicht nur in Europa, sondern ein wenig überall, doch in Europa ist sie stark zu spüren. Wenn man den Vergleich zieht zur Zeit vor zehn Jahren, zur Kultur des Wohlstandes – das ist ein schwieriger Moment. Ein … unmenschliches System. Ich hatte keine Angst, in der Exhortation Evangelii gaudium zu schreiben: ,Diese Wirtschaft tötet.‘ Und ich wiederhole das.“

Die kommende Synode zur Ehe- und Familienpastoral

Eine argentinische Journalistin wollte stellvertretend für die spanischsprachigen Journalisten vom Papst wissen, wie es in der Frage der Kommunion für Geschiedene weitergehen wird und ob die kommenden Synoden zur Familie in diesem Bereich bei den Gläubigen nicht zu hohe Erwartungen weckten, die am Ende nicht erfüllt werden könnten.

Der Papst: „Bei der Synode wird es um die Familie gehen, um die Probleme der Familie, ihren Reichtum, die aktuelle Lage der Familie. Die einleitende Darstellung von Kardinal Kasper hatte fünf Kapitel: vier zur Familie, die schönen Dinge der Familie, das theologische Fundament, einige familiäre Problematiken. Und im fünften Kapitel ging es um das pastorale Problem der Trennung, der Eheannullierungen, die Geschiedenen… Hier kommt die Frage der Kommunion wieder ins Spiel. Mir hat es nicht gefallen, dass viele Personen – auch Kirchenleute, Priester – gesagt haben: ,Aha, die Synode dient dazu, den Geschiedenen die Kommunion spenden zu können.‘ Mein Eindruck war, als würde sich alles auf Kasuistik reduzieren. Nein, die Sache ist viel umfassender. Wir wissen alle, dass die Familie heute in der Krise ist und zwar global. Die jungen Leute wollen nicht heiraten oder sie leben zusammen – die Ehe ist in der Krise und die Familie. Und ich will nicht, dass wir uns in Einzelfällen verlieren: ,man darf, man darf nicht‘ ...

Ich danke deshalb sehr für diese Frage, denn sie gibt mir Gelegenheit, das klarzustellen. Das pastorale Problem der Familie ist sehr, sehr weit, sehr weit gefasst. Und man muss sich Fall für Fall ansehen, nicht wahr? Papst Benedikt hat drei Mal etwas zu den Geschiedenen gesagt, was mir sehr hilft. Einmal in Alto Adige, ein anderes Mal in Mailand und das dritte Mal, wo war das noch…, ah ja, beim letzten öffentlichen Konsistorium zur Kreierung der Kardinäle: die Prozeduren der Ehenichtigkeitsverfahren zu studieren (…); den Glauben prüfen, mit dem jemand in die Ehe geht und klarmachen, dass die Geschiedenen nicht exkommuniziert sind. Denn oftmals werden sie ja als solche behandelt. Das ist eine ernsthafte Sache. Bei der Synode wird es um die Familie gehen: ihren Reichtum, ihre Probleme, Lösungen, Annullierung, all das. Und auch dieses Problem (der Frage der Kommunion für Geschiedene, Anm.) wird seinen Platz haben, aber im Zusammenhang.

Und jetzt erzähle ich ihnen mal, warum gerade eine Synode zur Familie – das war für mich eine sehr starke Erfahrung: Im zweiten Pontifikatsmonat ist Monsignor Eterovic, damals Generalsekretär der Bischofssynode, mit drei Themen, die der postsynodale Rat für die nächste Synode vorschlug, zu mir gekommen. Das erste war stark, gut: Das Wirken Jesu Christi auf den Menschen von heute. Das war der Titel, in Fortführung der Synode zur Evangelisierung. Ich habe Ja gesagt, wir haben ein wenig über die Reform der Methodik gesprochen, und am Ende habe ich gesagt: ,Fügen wir etwas hinzu: Das Wirken Jesu auf den Menschen von heute und auf die Familie‘. Beim ersten Treffen des postsynodalen Rates habe ich dann beobachtet, dass man diesen ganzen Titel nannte und zunehmend sagte: ,Ja – das Wirken auf die Familie‘ - ,Was bringt Jesus der Familie?‘ Man sprach von ,der Synode zur Familie‘ und so hat der Rat, ohne es zu merken, letztlich über Familie gesprochen. Ich bin sicher, dass es der geist des Herrn war, der uns zur Wahl dieses Titels geführt hat, ich bin mir sicher. Denn heute braucht die Familie wirklich viel pastorale Unterstützung, nicht wahr?“

Papstreisen nach Asien und Christenverfolgung

Ein japanischer Journalist fragte den Papst nach der für August geplanten Reise nach Südkorea: Wird er bei dieser Gelegenheit auch auf die Unterdrückung von Christen in Nordkorea und die nicht leichte Lage der Christen in China eingehen?

Papst: „Was Asien angeht, sind zwei Reisen geplant: nach Südkorea, anlässlich des Treffens mit der asiatischen Jugend, und dann im kommenden Januar eine Reise von zwei Tagen nach Sri Lanka und dann auf die Philippinen, in der vom Tsunami getroffenen Region.

Das Problem mangelnder Freiheit zur Religionsausübung gibt es nicht nur in einigen asiatischen Ländern, es existiert auch in anderen Ländern der Welt. Nicht in allen Ländern gibt es Religionsfreiheit. In einigen gibt es eine mehr oder weniger leichte Kontrolle, andere ergreifen Maßnahmen, die in einer echten Verfolgung der Gläubigen münden. Es gibt Märtyrer, nicht wahr? Es gibt sie, heute, christliche Märtyrer. Katholiken und Nicht-Katholiken, Märtyrer. An einigen Orten kann man kein Kruez tragen oder eine Bibel besitzen. Man kann Kindern nicht den Katechismus lehren – in unserer heutigen Zeit! Ich glaube - und ich glaube, da irre ich nicht -, dass es heute mehr Märtyrer gibt als in der Anfangszeit der Kirche. Wir müssen uns nähern, in einigen Gegenden mit Vorsicht, um diesen Menschen zu helfen; wir müssen viel für diese Kirchen beten, die leiden, die sehr leiden. Auch die Bischöfe, auch der Heilige Stuhl arbeitet mit Diskretion, um diesen Ländern und den Christen dieser Länder zu helfen. Aber leicht ist das nicht. In einem Land etwa ist es verboten, gemeinsam zu beten: es ist verboten. Doch die Christen dort wollen die Eucharistie feiern! Und es gibt einen Arbeiter, der Priester ist. Er geht da hin, setzt sich an den Tisch, und sie tun alle so, als ob sie Tee trinken und feiern eigentlich die Eucharistie. Und wenn die Polizisten kommen, verstecken sie sofort die Bücher und trinken Tee. So etwas passiert heute! Das ist nicht leicht.“

Amtsverständnis des Papstes: Benedikt XVI. „öffnete eine Tür“

Die italienische Nachrichtenagentur Ansa wollte vom Papst wissen, ob er sich vorstellen könne, dass er eines Tages auf das Papstamt verzichten werde – wie sein Vorgänger Benedikt XVI.

Papst: „Ich werde das tun, was der Herr mir aufträgt zu tun: beten und den Willen Gottes suchen. Aber ich glaube, dass Benedikt XVI. kein Einzelfall bleibt. Er hatte nicht mehr die Kraft und hat mit Ehrlichkeit, denn er ist ein Mann des Glaubens und sehr demütig, diese Entscheidung getroffen. Ich glaube, dass er eine Institution ist: vor 70 Jahren gab es fast keine emeritierten Bischöfe. Und jetzt gibt es viele davon. Was passiert mit den emeritierten Päpsten? Ich glaube, wir müssen Benedikt als eine Institution betrachten. Er hat eine Tür geöffnet, die Tür der emeritierten Päpste. Wird es weitere davon geben oder nicht? Gott weiß es. Doch diese Tür ist offen: Ich glaube, dass ein Bischof von Rom, ein Papst, der spürt, dass seine Kräfte nachlassen – denn heute lebt man lang, nicht wahr? – sich dieselben Fragen stellen muss, die sich Papst Benedikt XVI. stellte.“


Übersetzung: Anne Preckel

(rv 27.05.2014 pr)









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