Herr Präsident, Exzellenzen, meine Damen und Herren, ich bin Ihnen, Herr Präsident,
dankbar für den mir bereiteten Empfang sowie für Ihre freundlichen Worte zur Begrüßung
und freue mich, Sie noch einmal hier in Jerusalem treffen zu können – in der Stadt,
welche die heiligen Stätten beherbergt, die den drei großen Religionen teuer sind,
die den Gott anbeten, der Abraham rief. Die heiligen Stätten sind keine Museen oder
Sehenswürdigkeiten für Touristen, sondern Orte, an denen die Gemeinschaften der Gläubigen
ihren Glauben, ihre Kultur und ihre wohltätigen Initiativen leben. Darum müssen sie
ständig in ihrem sakralen Charakter geschützt werden; so wird nicht nur das Erbe der
Vergangenheit bewahrt, sondern auch die Menschen, die sie heute besuchen und in Zukunft
besuchen werden. Möge Jerusalem wirklich die Stadt des Friedens sein! Mögen seine
Identität und seine sakrale Eigenheit, seine universale religiöse und kulturelle Bedeutung
in vollem Glanz erscheinen als Schatz für die ganze Welt! Wie schön ist es, wenn die
Pilger und die Bewohner freien Zugang zu den heiligen Stätten haben und an den religiösen
Feiern teilnehmen können! Herr Präsident, Sie sind als Mann des Friedens und als
Friedenstifter bekannt. Ich drücke Ihnen meinen Dank und meine Bewunderung für Ihr
Verhalten aus. Der Aufbau des Friedens erfordert vor allem die Achtung der Freiheit
und der Würde eines jeden Menschen, von dem ja Juden, Christen und Muslime gleichermaßen
glauben, dass er von Gott erschaffen und für das ewige Leben bestimmt ist. Von diesem
Fixpunkt aus, den wir gemeinsam haben, ist es möglich, das Engagement für eine friedliche
Lösung der Streitigkeiten und der Konflikte zu ergreifen. In diesem Zusammenhang bringe
ich erneut den Wunsch zum Ausdruck, dass allerseits Initiativen und Taten vermieden
werden, die dem erklärten Willen, zu einer wirklichen Übereinkunft zu gelangen, widersprechen,
und dass man nicht müde wird, den Frieden mit Entschlossenheit und Kohärenz zu verfolgen.
Mit Entschiedenheit muss alles verworfen werden, was sich der Verfolgung des Friedens
und eines respektvollen Zusammenlebens von Juden, Christen und Muslimen entgegenstellt:
Gewaltanwendung und Terrorismus, jede Art von Diskriminierung aufgrund der Rasse oder
der Religion, der Anspruch, den eigenen Gesichtspunkt auf Kosten der Rechte anderer
durchzusetzen, Antisemitismus in all seinen möglichen Formen sowie Gewalt oder Äußerungen
von Intoleranz gegen jüdische, christliche und muslimische Personen oder Kultstätten.
Im Staat Israel leben und wirken verschiedene christliche Gemeinschaften. Sie
sind ein wesentlicher Bestandteil der Gesellschaft und nehmen vollberechtigt an ihren
zivilen, politischen und kulturellen Angelegenheiten teil. Die Christen möchten von
ihrer eigenen Identität her ihren Beitrag zum Gemeinwohl und zum Aufbau des Friedens
leisten, als vollberechtigte Bürger, die jeden Extremismus zurückweisen und sich dafür
einsetzen, Urheber von Versöhnung und Eintracht zu sein. Ihre Präsenz und die
Achtung ihrer Rechte – wie überdies der Rechte jeder anderen religiösen Bekenntnisgemeinschaft
und jeder Minderheit – sind die Garantie eines gesunden Pluralismus und der Beweis
für die Lebendigkeit der demokratischen Werte und ihrer wirklichen Verwurzelung in
der Praxis und in der Konkretheit des Lebens des Staates. Herr Präsident, ich
versichere Sie meines Gebetes für die Institutionen und für alle Bürger Israels. In
besonderer Weise verspreche ich meine beharrliche inständige Bitte an Gott um die
Erreichung des Friedens und mit ihm der damit eng verbundenen unschätzbaren Güter
wie Sicherheit, ruhige Lebensführung, Wohlstand und Brüderlichkeit. Schließlich gehen
meine Gedanken zu all denen, die unter den Folgen der im Nahen Osten noch offenen
Krisen leiden, dass ihre Qualen baldmöglichst gelindert werden durch die Beilegung
der Konflikte in Ehre. Frieden über Israel und im ganzen Nahen Osten! Shalom!