Papst an Großrabbiner: „Gemeinsam gegen Antisemitismus und andere Diskriminierungen“
„Wie gut ist es, unter
Brüdern zu sein. Zumal unter älteren Brüdern!“ Mit diesen Worten begrüßte Papst Franziskus
die beiden Großrabbiner Israels, die er im Heichal Shlomo Zentrum in Jerusalem gleich
im Anschluss an seinen Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem traf. In seiner
Rede würdigte der Papst das bereits Erreichte im Dialog zwischen katholischer Kirche
und Judentum. Es sei „ein echtes Geschenk Gottes“, „eines der von ihm vollbrachten
Wunder“, was in den Jahrzehnten seit der Konzilserklärung „Nostra Aetate“ geschehen
sei. Trotz aller „Beziehungsschwierigkeiten“ zwischen Juden und Christen in der Geschichte
komme ihre Verbindung „von oben” und bleibe „unversehrt“, sagte Franziskus. Gemeinsam
könnten Katholiken und Juden „jeder Form von Antisemitismus und den verschiedenen
anderen Formen von Diskriminierung entgegentreten“.
Als Beispiel der fortschreitenden
guten Beziehungen würdigte Franziskus den Dialog zwischen dem Großrabbinat von Israel
und der Kommission des Heiligen Stuhls für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum.
„Ein Dialog, der, angeregt durch den Besuch des heiligen Papstes Johannes
Pauls II. im Heiligen Land, im Jahr 2002 aufgenommen wurde und bereits sein zwölfjähriges
Bestehen begeht. … Ich bin zuversichtlich, dass [der Dialog] weitergehen kann und
eine glänzende Zukunft vor sich hat.“
Es sei freilich nicht damit getan,
„auf einer menschlichen Ebene Beziehungen gegenseitiger Achtung zu pflegen“, sagte
Franziskus vor den Großrabbinern, David Baruch Lau und Yitzhak Yosef.
„Als
Christen und als Juden sind wir berufen, uns eingehend nach der geistlichen Bedeutung
des Bandes zu fragen, das uns miteinander verknüpft. Es handelt sich um eine Verbindung,
die von oben kommt, die über unseren Willen hinausgeht und die unversehrt bleibt,
trotz aller Beziehungsschwierigkeiten, die es in der Geschichte leider gegeben hat.“
Franziskus
bat die Oberrabbiner, dafür zu sorgen, dass bei den jungen Generationen in Israel
„das Interesse für die Kenntnis des Christentums erhalten bleibt und wenn möglich
zunimmt“. Die Katholiken ihrerseits beabsichtigten, die „jüdischen Wurzeln ihres Glaubens“
zu berücksichtigen, denn „in diesem gesegneten Land“ – Israel – erkenne das Christentum
seinen Ursprung.
„Gemeinsam können wir einen wichtigen Beitrag für die
Sache des Friedens leisten; gemeinsam können wir in einer in raschem Wandel begriffenen
Welt die ewige Bedeutung des göttlichen Schöpfungsplans bezeugen; gemeinsam können
wir entschieden jeder Form von Antisemitismus und den verschiedenen anderen Formen
von Diskriminierung entgegentreten.“
Der Papst sprach wie gewohnt auf dieser
Reise Italienisch; zuvor hatten beide Rabbiner ziemlich lange Ansprachen auf Hebräisch
gehalten, die Pater Pierbattista Pizzaballa, der Franziskaner-Kustos des Heiligen
Landes, für Franziskus übersetzte.