Volltext: Papst trifft Flüchtlinge und Behinderte in Amman
Hier lesen Sie den Volltext der Ansprache von Papst Franziskus bei seiner Begegnung
mit Flüchtlingen und Behinderten in "Bethany beyond the Jordan" am Samstag in der
deutschen Übersetzung.
Sehr geehrte Vertreter des öffentlichen Lebens, Exzellenzen, liebe
Brüder und Schwestern,
es war mein großer Wunsch, auf meiner Pilgerreise euch
zu treffen, die ihr aufgrund blutiger Konflikte eure Häuser und eure Heimat verlassen
musstet und im gastfreundlichen Land Jordanien Zuflucht gefunden habt; und zugleich
wollte ich euch begegnen, liebe junge Freunde, die ihr die Last einer körperlichen
Behinderung tragt.
Der Ort, an dem wir uns befinden, erinnert an die Taufe
Jesu. Indem er hier an den Jordan kommt, um sich von Johannes taufen zu lassen, zeigt
er seine Demut und die Teilhabe an der Natur des Menschen: Er erniedrigt sich bis
auf unsere Ebene, und mit seiner Liebe gibt er uns die Würde zurück und schenkt uns
das Heil. Diese Demut Jesu, dieses Sich-Beugen über die menschlichen Wunden, um sie
zu heilen, beeindruckt uns immer. Jesus beugt sich immer über alle menschlichen Wunden,
um uns zu heilen. Und wir selbst sind tief bewegt von den Tragödien und den Verwundungen
unserer Zeit, besonders von denen, die durch die noch offenen Konflikte im Nahen Osten
verursacht werden. An erster Stelle denke ich an das geliebte Syrien, das durch einen
Bruderkrieg zerrissen wird, der bereits seit drei Jahren andauert, schon unzählige
Opfer gefordert und Millionen von Menschen gezwungen hat, als Heimatvertriebene und
Verbannte in anderen Ländern zu leben.
Wir alle wollen den Frieden. Wir wollen
alle den Frieden. Die Wurzel des Übels ist der Hass, die Geldgier. Und wer steckt
dahinter? Wer gibt all denen in Konflikten die Waffen, diese Konflikte fortzusetzen?
Denken wir darüber nach. Auch im tiefen unseres Herzen sagen wir ein Wort an jene
arme Mitmenschen, die kriminell sind: Bekehrt euch!
Ich danke den Verantwortungsträgern
und dem jordanischen Volk für die großherzige Aufnahme einer sehr hohen Anzahl von
Vertriebenen aus Syrien und aus dem Irak und beziehe in meinen Dank all jene ein,
die ihre Arbeit der Betreuung und der Solidarität für die Flüchtlinge leisten. Ich
denke auch an das Werk der Nächstenliebe, das von Einrichtungen der Kirche wie der
Caritas Jordan und anderen ausgeübt wird, die den Bedürftigen ohne Unterschied des
Glaubens und der ethnischen oder ideologischen Zugehörigkeit beistehen und so den
Glanz auf dem liebevollen Antlitz des barmherzigen Jesus offenbaren. Der allmächtige
und gnädige Gott segne euch und all eure Bemühungen, die vom Krieg verursachten Leiden
zu lindern!
Ich wende mich an die Internationale Gemeinschaft, damit sie Jordanien
in der Bewältigung des humanitären Notstands, der sich aus dem Zustrom einer so hohen
Anzahl von Flüchtlingen auf seinem Territorium ergibt, nicht allein lässt, sondern
ihre Unterstützungs- und Hilfsaktion fortsetzt und steigert. Und ich erneuere meinen
äußerst besorgten Aufruf zum Frieden in Syrien. Möge die Gewalt aufhören und das humanitäre
Recht geachtet werden, indem der leidenden Bevölkerung die notwendige Hilfe garantiert
wird! Alle sollen den Anspruch aufgeben, die Lösung der Probleme den Waffen zu überlassen,
und stattdessen zum Verhandlungsweg zurückkehren. Die Übereinkunft kann nämlich einzig
durch den Dialog und die Mäßigung erreicht werden, durch das Mitgefühl mit den Leidenden,
durch die Suche nach einer politischen Lösung und durch das Verantwortungsgefühl für
die Mitmenschen.
Euch Jugendliche bitte ich, euch meinem Gebet um den Frieden
anzuschließen. Ihr könnt das auch tun, indem ihr eure täglichen Mühen Gott darbringt;
auf diese Weise wird euer Gebet besonders wertvoll und wirksam. Und ich ermutige euch,
mit eurem Einsatz und eurem Feingefühl am Aufbau einer Gesellschaft mitzuarbeiten,
welche die Schwächsten, die Kranken, die Kinder und die Alten achtet. Seid auch in
den Schwierigkeiten des Lebens ein Zeichen der Hoffnung. Ihr seid im Herzen Gottes
und meiner Gebete, und ich danke euch für eure herzliche und zahlreiche Teilnahme.
Am
Ende dieser Begegnung drücke ich noch einmal den Wunsch aus, dass Vernunft und Mäßigung
siegen mögen und Syrien mit Hilfe der Internationalen Gemeinschaft zum Weg des Friedens
zurückfinde. Gott bekehre die Gewalttätigen und diejenigen, die Kriegspläne hegen;
er stärke Herz und Geist der Friedenstifter und belohne sie mit reichem Segen.