Es ist erst die zweite
internationale Reise des Papstes, aber es ist gleich eine besonders heikle. Überall
in den Medien hier und auch in Europa kann man lesen, was alles schief gehen kann.
Eine falsche Bemerkung des für seine Spontaneität bekannten Papstes, eine falsche
Geste und die schwierigen Beziehungen zwischen Palästina und Israel, zwischen orthodoxen
und lateinischen Christen, zwischen Muslimen, Juden und Christen wären weiter belastet.
Deswegen
ist es - wie die Journalistenfloskel lautet - „eine mit Spannung erwartete“ Reise.
Ein dichtes, sehr dichtes Programm, bei dem die protokollarischen Punkte sehr zurück
genommen sind, das aber reichlich komplexe Punkte aufweist. Flüchtlinge aus Syrien
und Flüchtlinge aus dem Land, das jetzt Israel ist. Der Besuch am Grab des wichtigsten
Vertreters des Zionismus, Theodor Herzl. Eine Messe im Abendmahlssaal, der von einigen
Juden als Grab Davids verehrt wird. Ein Gebet, das der Vatikan als erstes ökumenisches
Gebet in der Grabes- und Auferstehungskirche bezeichnet, das von Orthodoxen hier aber
lediglich ein Treffen, bei dem auch gebetet wird, genannt wird.
Spricht man
mit den Vorbereitern hier vor Ort und den Menschen, die an den Papstorten in der Holocaust-Gedenkstätte
Yad Vashem, der Altstadt von Jerusalem oder in Bethlehem leben und arbeiten, wissen
die meisten nicht so recht, was sie erwarten sollen. Aber genau hier liegt die Chance
der Reise und genau hierher verweist auch das Herz der Reise, die Erinnerung an die
brüderliche Begegnung zwischen Patriarch Athenagoras I. und Papst Paul VI. vor 50
Jahren nach neun Jahrhunderten gegenseitiger Exkommunikation. Spontan mit nur einem
Monat Vorlauf war diese Reise damals angekündigt worden, sie hat bewiesen, dass Animositäten
überwunden werden können. Und genau das soll hier vor allem gefeiert werden.
Wenn
Papst Franziskus palästinensische Flüchtlinge trifft oder den Zionismus würdigt, dann
nicht gegen die jeweils andere Gruppe, sondern weil er die Realitäten der Menschen
hier akzeptiert, so schwierig sie auch sind. Trotz all dieser Schwierigeiten von Frieden,
Würde, Annäherung und Respekt zu sprechen, das wird das Zeichen sein, das Franziskus
bei seiner Reise setzt. Das Feiern der Begegnung Athenagoras' und Pauls weist darauf
hin, dass es schon einmal einen bahnbrechenden Schritt gegeben hat. Diese Phantasie
und Hoffnung bringt der Papst nun auch bei dieser Reise wieder mit. Wie es einer der
Organisatoren ausgedrückt hat: „Wir brauchen jemanden, der unsere Vorstellungskraft
anregt, die ist nämlich wegen der Umstände, unter denen wir leben, und wegen vieler
Animositäten erstarrt." Einen Beitrag dazu zu leisten, kommt Papst Franziskus als
Pilger hierher, ins Heilige Land.
Aus Bethlehem Pater Bernd Hagenkord für Radio
Vatikan .