2014-05-23 17:06:08

Jordanien vor dem Papstbesuch: Presseschau


Große Vorfreude herrscht unter den Pilgern in Jordanien, wo Franziskus am Samstagmorgen eintrifft. Das Land rühmt sich gern als Erfolgsmodell des christlich-muslimischen Dialoges und hofft auch, dass nach dem Papstbesuch wieder mehr Touristen kommen – ihre Zahl war nämlich mit dem Syrienkrieg in den letzten Jahren zurückgegangen. Überhaupt hat der blutige Konflikt in Syriens Nachbarland Spuren hinterlassen: 1,3 Millionen syrische Flüchtlinge halten sich aktuell in Jordanien auf, insgesamt sind es drei Millionen Flüchtlinge aus der Region. Damit steht Jordanien als Flüchtlingsgastland derzeit weltweit an dritter Stelle – eine riesige Herausforderung, auch wirtschaftlich. Lesen Sie hier eine Presseschau vom Vortag der Papstreise von Radio Vatikan in Jordanien.


Vorfreude trotz „langer und anstrengender Reisen“

Die Zeitung „Jordan Times“ vom 23./24. Mai titelt auf ihrer ersten Seite: „Die jordanischen Bürger und anderen Gäste warten ungeduldig auf die Teilnahme an der Heiligen Messe während des Papstbesuches“. Untertitel: „Christen und Muslime kommen aus dem ganzen Land, um an der Papstmesse teilzunehmen“. In dem Artikel werden Zeugnisse von Jordaniern – Christen wie Muslimen – wiedergegeben, die in den verschiedenen Landesteilen oder auch im Ausland leben. Weil viele von ihnen keine Möglichkeit haben, eine Reise nach Rom zu unternehmen, ist der Papstbesuch für sie eine gute Gelegenheit, um sich Franziskus einmal näher anzusehen. Auch viele arabische Christen aus der Region und jordanische Muslime, die sonst im Ausland residieren, reisen extra in ihr Heimatland zurück, um den Papst zu sehen. Viele von ihnen unternähmen „lange und anstrengende Reisen“, um am Samstag in Amman sein zu können, schreibt die Zeitung. Darunter seien übrigens auch gemischte Reisegruppen aus katholischen und orthodoxen Christen.

Wie sehen die Pilger den argentinischen Papst? Als „Papst der Letzten, Armen und Verletzlichsten“, ist zu lesen. Viele Christen verstehen den Papstbesuch freilich als Ermutigung, in Jordanien – einem Land mit muslimischer Mehrheit – die eigene Glaubensidentität zu akzentuieren. Christen machen in Jordanien nur etwa drei Prozent der Bevölkerung aus. Für andere wiederum sei der Papstbesuch ein Beweis für die gute Sicherheitslage im Land, schreibt die Zeitung: Jordanien hat diesbezüglich einen guten Ruf in der Region, die ansonsten einem Pulverfass gleicht. Eine Infobox auf der Titelseite des Blattes gibt weiter darüber Auskunft, dass sich 1047 Journalisten aus aller Welt für den Papstbesuch akkreditiert hätten, um über die drei Hauptmomente der Jordanien-Etappe zu berichten: das Treffen des Papstes mit Vertretern des jordanischen Königshauses, die große Messe im Stadion von Amman und die Begegnung mit Flüchtlingen an der Taufstelle Jesu am Abend desselben Tages.


Jesuskind mit Kufiya

50.000 Menschen werden für die große Messe am Samstagnachmittag mit dem Papst im Internationalen Stadion von Amman erwartet. Genauso viele Karten seien gratis über alle Gemeinden im Land verteilt worden, schreibt die katholische Kirche des Landes auf ihrer Webseite. Für die Messe gelten strenge Regeln, was Öffnungszeiten und die Bewegungsfreiheit der Pilger angeht. In vielen jordanischen Medien ist das große Bild zu sehen, das am Samstag hinter dem Altar zu sehen sein wird, wo Franziskus zelebriert. Es handelt sich um das Gemälde eines palästinensischen Künstlers, 14 mal 6 Meter groß, das die Szene der Geburt Christi zeigt: Drei Päpste sind dabei um das Jesuskind versammelt – Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI.. Und Papst Franziskus? Der ist auf dem Bild als Heiliger Franz von Assisi repräsentiert - so sind alle Nachfolger auf dem Stuhl Petri im Heiligen Land repräsentiert. Der Heilige Josef trägt auf dem Bild die traditionelle arabische Kopfbedeckung, eine schwarz-weiß gemusterte Kufiya, die seit dem Konflikt in Palästina mit dem palästinensischen Volk assoziiert wird. Auch das Jesuskind ist in ein solches Tuch eingewickelt.


Papstbesuch zeigt Jordanien als stabiles Land

In vielen Zeitungsartikeln wird unterstrichen, dass der Papstbesuch die bereits tiefen Beziehungen zwischen Heiligem Stuhl und Jordanien verstärken werde. Das war in den letzten Tagen von Seiten des jordanischen Königshauses und von jordanischen Kirchenvertretern mehrfach zu hören. In einer Pressekonferenz unterstrich der Kommunikationsminister des Landes, Mohammad Momani, dass der Papstbesuch helfen werde, den Dialog und das Zusammenleben der verschiedenen Religionen in Jordanien neu zu beleben und zu vertiefen. In diesem Sinne könne der Papstbesuch, so die Hoffnung, Jordanien der Welt als Ort des Friedens und der Harmonie präsentieren. Der jordanische Tourismusminister, Nidal Katamine, unterstrich derweil, dass Jordanien den Besuch auch als wichtige Gelegenheit sieht, um der Welt Jordaniens reiches religiös-kulturelles Erbe nahezubringen, das für Christen wie Muslime bedeutsam sei. Allein 10.000 solcher Sehenswürdigkeiten könne man in Jordanien besichtigen.


Abdullahs Bemühen im Nahostkonflikt

Der Papst selbst hatte in dieser Woche noch einmal betont, dass seine Reise eine „ausschließlich religiöse Bedeutung“ habe. Die Probleme der Region und die politische Brisanz aller Gesten werden dennoch immer mitschwingen, das ist klar. König Abdullah II. sprach in dieser Woche noch über die Syrienkrise und den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern mit Vertretern der britischen und der US-amerikanischen Regierung. Darüber ist in der jordanischen Presse am Vortag der Papstreise auch die Rede. Es brauche eine „umfassende politische Lösung für die Syrienkrise“ und um das Leid der Zivilbevölkerung zu lindern, hatte der jordanische König Präsident Barack Obama nochmals eingeschärft. Dieser hatte ihm bereits im Februar finanzielle Hilfen für die Bewältigung der Flüchtlingsströme nach Jordanien versprochen.

Auch hat Abdullah II. bei seinen Besuchen in dieser Woche auf mehr Anstrengungen für einen unabhängigen palästinensischen Staat gedrängt – einen Staat, der auf den Grenzen von 1967 und mit Ostjerusalem als Hauptstadt Wirklichkeit werden solle. Jordanien werde sein Bemühen fortsetzen, gemeinsam „mit allen Interessengruppen“ zu einer „gerechten, umfassenden und dauerhaften Lösung für die Palästinenserfrage“ zu gelangen - diese sei schließlich „das Kernproblem in der Region“, bekräftigte der jordanische König bei seiner Reise, die am Donnerstag zu ende ging. Eine Zweistaatenlösung wird auch vom Heiligen Stuhl favorisiert. Dass solche Fragen aber bei der Papstreise explizit öffentlich angesprochen werden, ist mehr als unwahrscheinlich.


(rv 23.05.2014 pr)








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