Südafrika: „Gott geht mit Jahrzehnte-Stiefeln durch die Geschichte“
Diese ganzen ökumenischen
Dialoge bringen doch nichts: Sie dauern Jahrzehnte, führen nicht zu großen Ergebnissen,
und die Leute verlieren allmählich ganz das Interesse an der Ökumene, weil sie keine
konkreten Fortschritte sehen. Das sagen nicht wir von Radio Vatikan, das hat vor kurzem
ein früherer anglikanischer Erzbischof von Canterbury gesagt. Gemünzt war seine Kritik
auf die „Arcic“, einen mittlerweile vierzigjährigen ökumenischen Dialog zwischen der
katholischen und der anglikanischen Kirche. Geben wir die Kritik doch mal weiter:
an den anglikanischen Erzbischof David Moxon, der gerade in Durban (Südafrika) an
einer neuen „Arcic“-Runde teilgenommen hat.
„Nun ja, ich glaube, diese Herausforderung
sollten wir ernstnehmen. Als Mitglied der Arcic behaupte ich: Doch, diese Gespräche
haben viele Früchte gebracht, zum Beispiel das neue Netzwerk Iarccum, dessen Aufgabe
es gerade ist, unsere Resultate bekanntzumachen, im Internet oder auf DVDs. Jeder
kann jetzt also weltweit sehen, was tatsächlich erreicht und vereinbart wurde! Kein
einfacher Mann auf der Straße würde doch zum Beispiel denken, dass wir uns mittlerweile
in Lehrfragen zu achtzig Prozent einig sind. Wir haben eine Einigung in Sachen Eucharistie,
Taufe, Priesteramt (hier zumindest im Wesentlichen) und Kirchengemeinschaft – das
alles hat es vor vierzig Jahren noch nicht gegeben! Gott geht mit Jahrzehnte-Stiefeln
durch die Geschichte, man kann seine Schritte nicht Jahr für Jahr vermessen. Und dann
gibt es noch etwas wirklich Neues, das auch sichtbare Früchte tragen wird, nämlich
die künftige Zusammenarbeit in der Mission. Mission als Motor der Ökumene; gemeinsames
Eintreten für Gerechtigkeit, Entwicklung, Evangelisierung – das wird alles immer sichtbarer
werden. Ein leuchtendes Beispiel dafür ist schon das globale Abkommen gegen moderne
Sklaverei und Menschenhandel: Katholische und anglikanische Kirche haben wesentlich
dazu beigetragen, dieses globale Freiheits-Netzwerk zu knüpfen!“
„So
tun, als wären wir schon geeint“
Netzwerk gegen Ausbeutung, Zwangsprostitution
und Menschenhandel – diese Initiative zeigt, wie konkret Ökumene werden kann. Diese,
wenn man so will, „praktische Ökumene“ ist ganz im Sinn von Papst Franziskus und Erzbischof
Justin Welby, dem neuen anglikanischen Erzbischof von Canterbury. Das sieht auch Erzbischof
Moxon so.
„Der Papst hat das im Januar, in der Weltgebetswoche für die Einheit
der Christen, auf den Punkt gebracht. ‚Wir müssen’, so sagte er, ‚so zusammenarbeiten,
als ob wir schon geeint wären, statt auf die Einheit zuzulaufen, als ob sie irgendwo
am Horizont wäre.’ Immerhin haben wir eine gemeinsame Taufe, und das ist schon ein
hoher Grad an Einheit! ‚Lebt, sprecht und handelt so, als ob das jetzt schon möglich
wäre’, hat der Papst gesagt. Und ich glaube, das ist ein neuer Ansatz für ein ganz
neues Verständnis...“