Esther Maria
Magnis: „Gott braucht dich nicht. Eine Bekehrung“. Eine Besprechung von Anne Preckel „Gott
zeigt dir die kalte Schulter“ – so könnte man den Titel von Ester Maria Magnis‘ Buch
„Gott braucht dich nicht“ zuspitzen. In ihrem Debutroman legt die 1980 geborene Katholikin
einen Abschnitt ihres persönlichen Glaubensweges dar. Sie erzählt von ihrer persönlichen
Suche nach Gott, ihrem Ringen mit Gott, ihrem Zorn auf Gott. Als Magnis‘ Familie unerwartet
mit dem Tod konfrontiert wird, werden die Fragen nach dem Glauben, dem Sinn von Leben,
Lieben und Sterben für die junge Frau existentiell. „Vielleicht ist Gott ein Sadist“,
schreibt sie, „ein großes Kind, das schlecht erzogen wurde und sich nicht kümmert.
Wenn Gott, wie die Christen behaupten, Liebe ist, dann verstehe ich diese Liebe nicht.
Dann ist sie irrer und strenger als meine.“
Wie liebt Gott? Warum lässt Gott
Leid zu? Was kann wirklich Trost geben? Magnis stellt diese Fragen aus dem Leben heraus,
bleibt nah dran am eigenen Erleben und Zweifeln. Sie nimmt den Leser mit auf die Suche,
lässt ihn teilhaben an persönlichen Erfahrungen mit dem Beten und dem Nichts. Und
sie schaut sich die Orte an, wo Gott ein Gesicht gegeben wird - die Kirche, der Religionsunterricht,
die Bibel -, doch auch das Weltbild von Menschen, die meinen, ganz ohne ihn auszukommen.
Magnis bezieht hier freilich klar Position: Ihr Buch erzählt auch vom Trost in Gott,
einem Trost, der vielleicht genauso unerwartet kommt wie der Tod. „Du kannst Gott
nicht verstehen, doch er meint dich“, so lässt sich der Buchtitel dann auch verstehen.
Diese
Reise zu Gott, die Magnis präzise und leidenschaftlich beschreibt, ist erhellend,
bisweilen berührend, sie ist glaubwürdig, denn der Autorin gelingt die Waage zwischen
persönlichem Zeugnis und universeller Betrachtung, zwischen Wagnis und Ratio. Das
Buch „Gott braucht dich nicht“ ist deshalb nicht nur eine packend geschriebene persönliche
Geschichte, die tiefe Fragen des Seins berührt, es ist auch Religionskritik. Erfrischend
ist daran, dass die Autorin schonungslos Formeln sowohl der Kirche als auch einer
in weiten Teilen glaubensvergessenen oder -fernen Gesellschaft in die Mangel nimmt.
Dass das stellenweise polemisch klingt, lässt sich wohl damit verzeihen, dass für
Magnis eine Welt ohne Gott letztlich trostlos wäre: Sie kann ihn nicht missen. Das
Buch dürfte für so manchen Leser – ob gläubig oder nicht – aufwühlend sein. Lesenswert
ist es allemal. Das Buch erschien beim Rowohlt Verlag und kostet etwa 17 Euro.
Es ist auch als E-Book verfügbar. (rv 16.05.14 pr)