Österreich/Bosnien: „Franziskus“-Plätze für begabte Schüler
Über 70 katholische
Schulbischöfe und Experten des katholischen Schulwesens treffen sich derzeit in der
bosnischen Hauptstadt Sarajewo, um den Stand der katholischen Schulen in Europa zu
besprechen. Die Konferenz wird vom Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE)
und dem Europäischen Komitee für das Katholische Schulwesen (CEEC) organisiert. Es
gehe bei den Gesprächen vor allem darum, die Identität und Ausbildung von Lehrern
an katholischen Schulen genauer anzuschauen, so die Österreich-Vertreterin Christine
Mann gegenüber Radio Vatikan. Sie ist Leiterin des Interdiözesanen Amtes für Unterricht
und Erziehung, gleichzeitig ist sie Präsidentin des Komitees CEEC. Die Schulsysteme
in den einzelnen europäischen Ländern seien zwar unterschiedlich, dennoch sei ein
Treffen der europäischen Schulbischöfe und -Vertreter sinnvoll.
„Es gibt
mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Es gibt eine gemeinsame Grundüberzeugung, dass
katholische Schulen immer exzellente Schulen sein sollen. Es sind Schulen, die eine
umfassende Bildung vermitteln wollen und dies auch umsetzen. Es gibt zusätzlich als
große Gemeinsamkeit, dieses Ringen um eine wirklich katholische Identität. Wir sollten
uns nicht verlieren in allgemeinen humanitären Idealen wie respektvollen Umgang usw.,
sondern wir sollten immer auf das Letzte zusteuern. Wir sollten sagen können, was
uns motiviert und auch begründen, warum wir das tun, nämlich vom Evangelium her –
also von unserem Auftrag als Katholiken her.“
In Österreich seien katholische
Schulen sehr beliebt, so Mann.
„Wir haben eine sehr prosperierende Situation,
weil es im öffentlichen Schulwesen sehr viele Reformen gegeben hat, die nicht immer
von den Leuten angenommen wurden. Dazu kommt die Tendenz zur Ein-Kind-Familie – die
uns grundsätzlich nicht freut – aber das bedeutet, dass wir uns eigentlich der Anmeldungen
in den katholischen Schulen gar nicht erwehren können, weil die Eltern das Beste für
ihr einziges Kind wollen. Die melden sich aber nicht immer aus religiösen Gründen,
sondern weil sie ganz einfach eine gute Schule haben wollen. Einige tun dies auch,
weil es auch etwas aussagt, welche finanzielle Potenz die entsprechende Familie hat.
Das ist eine ganz besondere Herausforderung für uns.“
Denn Elite-Schulen
bedeute nicht „Schule der Ausgrenzung“. Dies ist auch ein Anliegen des Papstes. Es
gebe zwar keinen Franziskus-Effekt, aber den positiven Schwung, den Papst Franziskus
der katholischen Kirche gebracht habe, hätte auch auf das katholische Schulwesen in
Österreich indirekt einen Einfluss.
„Uns hat er motiviert, dass wir in jeder
katholischen Schule in jedem Jahrgang und in jeder Klasse eigene Franziskus-Plätze
zur Verfügung stellen. Das ist für begabte Kinder, deren Eltern das Schulgeld nicht
finanzieren können, bei uns als Gäste aufzunehmen und sie bei uns einzuschulen.“
Christine
Manns Komitee für das Katholische Schulwesen Europas umfasst mehr als 30.000 katholische
Schulen mit rund acht Millionen Schülerinnen und Schülern. Sie ist seit 2011 Präsidentin
des CEEC. Österreichs Schulbischof ist Kardinal Christoph Schönborn.