Amazonas-Bischof Erwin Kräutler hat wichtige Schritte in der Zölibatsfrage in Lateinamerika
angedeutet. Bei einer Privataudienz Anfang April habe Papst Franziskus um „mutige
und couragierte“ Lösungsvorschläge der Brasilianischen Bischofskonferenz für die Seelsorge
der Zukunft gebeten, sagte Kräutler in einem Interview der österreichischen Tageszeitung
„Die Presse“ vom Freitag. Bei der Audienz waren Kräutler und der Befreiungstheologe
Paolo Suess, Berater des Indianermissionsrates CIMI, anwesend. Ein Vorschlag werde
sicher sein, „dass man Zölibat und Eucharistiefeier entkoppelt“, so Kräutler weiter.
Papst Benedikt XVI. habe lediglich zu ihm gesagt „wir beten um Priesterberufungen“,
während Franziskus offen sei für Änderungen. Der Papst aus Argentinien wolle „einen
Prozess in Gang bringen. Das ist das Neue. Da gibt es Türen, die sich öffnen“ , sagte
Kräutler er im Interview.
Das Stichwort für die Zukunft lautet aus Sicht des
Amazonas-Bischofs Laien. „Bei mir gibt es 800 Gemeinden und 27 Priester. Wenn die
Laien nicht Verantwortung übernehmen, dann gibt es keine Gemeinde mehr", so Kräutler
zur Lage in seiner Diözese Altamira-Xingu, der flächenmäßig größten Brasiliens.
Zu
den bedrohten indigenen Völkern in Brasilien äußerte sich Kräutler am Donnerstag bei
einer Pressekonferenz in Salzburg . „Es gibt kein solidarisches Brasilien", bedauerte
er. Dies sei mit ein Grund, warum der Kampf gegen das Megastaudammprojekt Belo Monte
nicht erfolgreich war. Der zehn Milliarden Euro teure Staudamm wird der drittgrößte
Staudamm der Welt.
Er hofft mit seiner Arbeit an einer Ökologie - Enzyklika,
zusammen mit Kardinal Peter Turkson, dem Leiter des vatikanischen Dikasteriums Justitia
et Pax, etwas bewirken zu können und wird auch die ökologische Situation von Brasilien
thematisieren. Der Amazonas-Bischof Erwin Kräutler ist bis Anfang Juni in Österreich
unterwegs, um sein neues Buch „Mein Leben in Amazonien“ vorzustellen und um mehrere
Pfarreien sowie auch seine Heimatdiözese in Feldkirch zu besuchen. Am 12. Juli wird
Kräutler 75 Jahre alt.